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Fachinformation zu Sodium iodide (I-131) capsule T Curium:b.e.imaging.ag
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Fahrtücht.Unerw.WirkungenÜberdos.Eigensch.Pharm.kinetikPräklin.Sonstige H.Swissmedic-Nr.
PackungenReg.InhaberStand d. Info. 

Zusammensetzung

Wirkstoffe
Natrii iodidum (131I)
Hilfsstoffe
Excipiens pro capsulaDinatrii phosphas dihydricus, Saccharum, Natrii hydroxidum (E524), Natrii chloridum,
Natrii hydrogencarbonas, Aqua ad iniectabilia, Gelatina
Natrii thiosulfas pentahydricus
Eine Hartgelatinekapsel enthält 63.5 mg Natrium und 23 mg Saccharose.
Spezifikationen

Radiochemische Reinheit (Verfügbarkeit als Iodid):

≥ 95 %

Radionuklidreinheit:

≥ 99,9 %

131I ist trägerfrei

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Sodium iodide (I-131) capsule T Curium ist ein Radiotherapeutikum, das bei Erwachsenen und Kindern indiziert ist für die:
·Therapie nicht-maligner Schilddrüsenkrankheiten
Wie z.B. funktioneller Schilddrüsenautonomie (autonomes Adenom, multifokale und disseminierte Autonomie), Immun-Hyperthyreose (Morbus Basedow) mit oder ohne Struma und euthyroidalem Struma.
·Therapie maligner Schilddrüsenkrankheiten
Papilläres Schilddrüsenkarzinom und Metastasen sowie follikuläres Schilddrüsenkarzinom und Metastasen, sowie bei ausgewählten Fällen von onkozytischen Läsionen, sofern ausreichend Iod-speicherndes Gewebe vorhanden ist.
Die Therapie mit Natriumiodid (131I) wird häufig mit chirurgischen Massnahmen und einer thyreostatischen Behandlung kombiniert.

Dosierung/Anwendung

Dieses Arzneimittel darf nur von dazu berechtigtem medizinischem Fachpersonal in speziell dafür bestimmten klinischen Bereichen angewendet werden (siehe Abschnitt "Hinweise für die Handhabung“).
Dosierung
Die zu verabreichende Aktivität ergibt sich aus der klinischen Beurteilung. Der therapeutische Effekt wird erst nach mehreren Wochen erreicht. Die Aktivität der Kapsel ist vor der Anwendung zu bestimmen.
Erwachsene
Therapie einer Hyperthyreose
Vor Beginn der Radioiod-Behandlung einer Hyperthyreose sollte der Patient nach Möglichkeit medikamentös euthyreot eingestellt werden.
Die zu applizierende Aktivität ergibt sich aus der Diagnose, der Grösse und Iod-Speicherfähigkeit der Schilddrüse und der Iod-Clearance.
Die zu verabreichende Aktivität kann anhand von Protokollen für Standarddosen festgelegt oder mit der folgenden Marinelli Formel berechnet werden:

A (MBq) =

Herddosis (Gy) x Herdvolumen (ml)

x K

max. Aufnahme Iod (131I) (%) x HWZeff (Tage)

und zwar unter folgenden Bedingungen:

Herddosis

=

angestrebte Herddosis in der gesamten Schilddrüse oder in einem Adenom

Herdvolumen

=

Volumen der gesamten Schilddrüse
(M. Basedow, multifokale oder disseminierte Autonomie)

max. Aufnahme von Iod (131I)

=

maximale Iod (131I)-Aufnahme in Schilddrüse oder Knoten in % der verabreichten Aktivität, die durch eine Testdosis bestimmt wird

HWZeff

=

effektive thyreoidale Halbwertszeit von Iod (131I), angegeben in Tagen

K

=

24,67

Dabei werden die folgenden Herddosen angestrebt:
unifokale Autonomie: 300 - 400 Gy Herddosis
multifokale und disseminierte Autonomie: 150 Gy Herddosis
-Morbus Basedow: 200-300 Gy Herddosis
Bei Morbus Basedow und multifokaler oder disseminierter Autonomie beziehen sich die oben genannten Herddosen auf das Gesamtvolumen der Schilddrüse. Bei unifokaler Autonomie bezieht sich die Herddosis jedoch auf das Volumen des Adenoms. Empfohlene Dosen je nach Zielorgan sind im Abschnitt "Strahlenexposition“ zu finden.
Zur Schonung des paranodularen Gewebes erfordern kompensierte Adenome im allgemeinen zuerst die Suppression des paranodularen Gewebes mit Schilddrüsenhormonen, d.h. dieses sollte wo möglich vor der Therapie mit radioaktivem Iod in den Dekompensationszustand gebracht werden.
Vor der Radioiodtherapie ist es unabdingbar, eine Dosimetrie-gezielte diagnostische Szintigraphie mit einer niedrigen Dosis von 123I oder von 131I mit Messung der Aufnahme bei 4 - 6 h und 24 h durchzuführen. Das Volumen der Schilddrüse und allenfalls des autonomen Knötchens muss mit Ultraschall gemessen werden. Es ist wichtig, die Szintigraphie und die Radiotherapie unter denselben Bedingungen durchzuführen, nämlich iodarme Diät 3 - 5 Tage vor der Diagnose bzw. der Therapie, rechtzeitiger Abbruch von Thyreostatika (Carbimazol, Methimazol mindestens 2 Tage vorher, Propylthiouracil mindestens 2 Wochen vorher).
Schilddrüsenablation und Therapie von Metastasen
Die nach einer totalen oder subtotalen Thyreoidektomie zu verabreichende Aktivität zur Entfernung des Schilddrüsenrestgewebes liegt typischerweise im Bereich von 1100 bis 3700 MBq. Sie ist abhängig von der Grösse des Restgewebes und der Radioiod-Aufnahme und dem individuellen Risiko des Patienten.
Besondere Patientengruppen
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Bei Patienten mit verringerter Nierenfunktion ist die anzuwendende Aktivität sorgfältig abzuwägen, da eine erhöhte Strahlenexposition möglich ist. Die therapeutische Verabreichung von Natriumiodid (131I) bei Patienten mit signifikant eingeschränkter Nierenfunktion erfordert spezielle Aufmerksamkeit (siehe Abschnitt "Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“).
Kinder und Jugendliche
Die Anwendung von Natriumiodid (131I) bei Kindern und Jugendlichen ist auf Grundlage der klinischen Situation und Beurteilung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses bei dieser Patientengruppe sorgfältig abzuwägen.
Die zu applizierende Aktivitätsmenge sollte bei Kindern und Jugendlichen gewichtsadaptiert oder im Rahmen einer individuellen Dosimetrie bestimmt werden (siehe Abschnitt "Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“).
Art der Anwendung
Sodium iodide (I-131) capsule T Curium ist zum Einnehmen bestimmt. Die Kapsel sollte auf nüchternen Magen eingenommen werden. Sie sollte unzerkaut und mit reichlich Flüssigkeit geschluckt werden, um eine ungehinderte Passage in Magen und oberen Dünndarm zu gewährleisten. Bei der Verabreichung der Kapsel an Kinder, insbesondere an jüngere Kinder, ist vorher in geeigneter Weise sicherzustellen, dass die Kapsel unzerkaut geschluckt werden kann. Es empfiehlt sich, die Kapsel zusammen mit Brei zu geben.
Zur Patientenvorbereitung siehe Abschnitt "Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“.
Die Kapseln sind gebrauchsfertig. Vor Verabreichung muss die Aktivität bestimmt werden.
Anwendungsprotokoll
1.Die Blechdose aus der Verpackung entnehmen; anschliessend das Bleibehältnis herausnehmen.
2.Den Deckel vorsichtig im Uhrzeigersinn drehen, bis ein leichter Widerstand spürbar ist. Dann den Deckel vom Bleibehältnis abheben, wobei das innere Plastikbehältnis in der Bleiabschirmung verbleibt.
3.Zur Bestimmung der Aktivität muss das Plastikbehältnis mit der Kapsel in das Messgerät eingebracht werden.
4.Um zu vermeiden, dass der Anwender bzw. der Patient 131mXe einatmet, ist das Plastikbehältnis einmal unter der Kapelle zu öffnen und wieder zu verschliessen.
5.Das Plastikbehältnis muss wieder in das Bleibehältnis gestellt und der Deckel auf das Bleibehältnis aufgesetzt werden, ohne es zu verschliessen.
6.Der Patient muss aufgefordert werden, den Deckel des Blei- sowie des Plastikbehältnisses durch dreimaliges Drehen entgegen dem Uhrzeigersinn aufzuschrauben.
7.Der Patient muss den Deckel dann entfernen, das Bleibehältnis anheben und die Kapsel schlucken.
Spezielle Dosierungsanweisung
Es wird empfohlen, die Leitlinien der European Association of Nuclear Medicine (EANM) für die Therapie mit 131I zu konsultieren.
Strahlenexposition
Hauptsächlich ist die Schilddrüse von der Strahlung betroffen. Die Strahlenbelastung der anderen Organe ist im Allgemeinen im Bereich einiger Tausendstel von der Schilddrüse. Sie ist abhängig von der Versorgung mit Iod über die Nahrung: Die Aufnahme von radioaktivem Iod ist in Iodmangel-gebieten bis zu 90 % gesteigert und fällt auf bis zu 5 % in iodreichen Bereich ab. Weiterhin ist sie abhängig von der Schilddrüsenfunktion (Euthyreose, Hyperthyreose oder Hypothyreose) und ob Iod speicherndes Gewebe im Körper vorhanden ist (z. B. nach Thyreoidektomie, vorhandenen Iod speichernden Metastasen oder bei Schilddrüsenblockade). Daher ist die Strahlenbelastung aller anderen Organe entsprechend höher oder niedriger, abhängig vom Grad der Iodspeicherung in der Schilddrüse.
Strahlendosimetrie nach ICRP-Veröffentlichung Nr. 128 (2015):
Schilddrüse blockiert, Aufnahme 0 %, orale Anwendung:
Absorbierte Dosis pro verabreichte Einheit an Aktivität (µGy/MBq)

Organ

Erwachsene

15 Jahre

10 Jahre

5 Jahre

1 Jahr

Nebennieren

44

54

86

140

250

Harnblasenwand

540

700

1’100

1’400

1’800

Knochenoberfläche

30

37

59

92

180

Gehirn

21

26

43

71

140

Brust

20

25

42

69

130

Gallenblasenwand

37

48

85

130

210

Gastrointestinal-Trakt

Magenwand

870

1’100

1’600

2’800

5’900

Dünndarmwand
Dickdarmwand

35
140

44
180

70
300

110
500

190
920

(Oberer Dickdarm

120

150

250

420

750)

(Unterer Dickdarm

170

220

370

610

1’200)

Herzwand

62

80

130

200

370

Nieren

270

320

460

690

1’200

Leber

50

65

100

160

300

Lunge

53

68

110

180

360

Muskeln

26

32

51

80

150

Oesophagus

24

30

49

79

150

Ovarien

38

49

76

110

200

Pankreas

60

73

110

160

280

Rotes Knochenmark

31

38

61

95

180

Milz

64

77

120

190

340

Speicheldrüsen

270

330

440

590

860

Haut

19

23

38

62

120

Testes

25

33

55

84

150

Thymus

24

30

49

79

150

Schilddrüse

2’200

3’600

5’600

13’000

25’000

Uterus

45

56

90

130

210

Anderes Gewebe

29

37

60

100

180

Effektive Dosis
(µSv/MBq)

280

400

610

1’200

2’300

Schilddrüse bei geringer Aufnahme, orale Anwendung:
Absorbierte Dosis pro verabreichte Einheit an Aktivität (µGy/MBq)

Organ

Erwachsene

15 Jahre

10 Jahre

5 Jahre

1 Jahr

Nebennieren

51

67

120

200

440

Harnblasenwand

450

580

890

1'200

1’600

Knochenoberfläche

89

100

140

220

400

Gehirn

93

100

130

180

300

Brust

38

50

100

170

320

Gallenblasenwand

43

57

100

180

360

Gastrointestinal-Trakt

Magenwand

770

1’000

1’500

2’500

5’300

Dünndarmwand
Dickdarmwand

33
140

43
180

73
320

110
580

220
130

(Oberer Dickdarm

120

150

270

490

1’000)

(Unterer Dickdarm

170

220

390

710

1’600)

Herzwand

89

120

210

360

770

Nieren

270

340

500

840

1’800

Leber

93

140

240

460

1’200

Lunge

100

130

220

380

790

Muskeln

84

110

170

270

480

Oesophagus

100

150

300

580

1’100

Ovarien

37

49

80

130

280

Pankreas

64

80

130

210

410

Rotes Knochenmark

72

86

120

190

370

Speicheldrüsen

220

270

360

490

720

Haut

43

53

80

120

250

Milz

69

89

150

260

550

Testes

24

32

56

95

200

Thymus

100

150

300

590

1’100

Schilddrüse

280’000

450’000

670’000

1’400’000

2’300’000

Uterus

42

54

90

150

280

Sonstige Gewebe

84

110

170

250

440

Effektive Dosis (µSv/MBq)

14’000

23’000

34’000

71’000

110’000

Schilddrüse bei mittlerer Aufnahme, orale Anwendung:
Absorbierte Dosis pro verabreichte Einheit an Aktivität (µGy/MBq)

Organ

Erwachsene

15 Jahre

10 Jahre

5 Jahre

1 Jahr

Nebennieren

55

74

130

240

550

Harnblasenwand

390

510

790

1’100

1’500

Knochenoberfläche

120

140

190

300

520

Gehirn

130

140

180

240

390

Brust

48

63

130

230

430

Gallenblasenwand

46

63

120

210

450

Gastrointestinal-Trakt

Magenwand

710

950

1’400

2’400

5’000

Dünndarmwand
Dickdarmwand

32
140

43
180

75
340

110
630

240
1‘400

(Oberer Dickdarm

120

150

280

530

1’200)

(Unterer Dickdarm

170

220

400

760

1’800)

Herzwand

100

140

250

450

1’000

Nieren

270

340

530

930

2’100

Leber

120

180

310

620

1’700

Lunge

130

160

280

500

1’000

Muskeln

120

150

240

380

660

Oesophagus

140

220

450

870

1’700

Ovarien

36

49

82

150

330

Pankreas

66

84

140

240

490

Rotes Knochenmark

95

110

150

240

480

Speicheldrüsen

190

240

320

430

640

Haut

57

70

100

160

330

Milz

72

96

160

290

680

Testes

23

32

56

100

230

Thymus

140

220

450

870

1’700

Schilddrüse

430’000

690’000

1’000’000

2’200’000

3’600’000

Uterus

40

53

89

150

320

Sonstige Gewebe

110

150

230

330

580

Effektive Dosis (µSv/MBq)

22’000

35’000

53’000

110’000

180’000

Schilddrüsen bei hoher Aufnahme, orale Anwendung:
Absorbierte Dosis pro verabreichte Einheit an Aktivität (µGy/MBq)

Organ

Erwachsene

15 Jahre

10 Jahre

5 Jahre

1 Jahr

Nebennieren

59

82

150

280

660

Harnblasenwand

340

440

680

950

130

Knochenoberfläche

160

180

240

370

650

Gehirn

170

180

230

300

490

Brust

58

77

170

280

540

Gallenblasenwand

49

68

130

240

540

Gastrointestinal-Trakt

Magenwand

660

880

1’300

2’200

4’700

Dünndarmwand
Dickdarmwand

32
140

43
190

77
350

120
680

260
1’600

(Oberer Dickdarm

120

160

300

580

1’400)

(Unterer Dickdarm

160

220

420

810

2’000)

Herzwand

120

160

300

550

1’200

Nieren

270

350

550

1’000

2’400

Leber

140

220

390

790

2’200

Lunge

150

200

350

610

1’300

Muskeln

150

190

310

490

860

Oesophagus

190

280

590

1’200

2’300

Ovarien

35

49

84

160

370

Pankreas

68

88

150

270

570

Rotes Knochenmark

120

140

190

290

590

Speicheldrüsen

160

200

270

370

550

Haut

71

87

130

190

410

Milz

75

100

180

330

800

Testes

220

31

57

110

270

Thymus

190

280

590

1’200

2’300

Schilddrüse

580’000

940’000

1’400’000

3’000’000

4’900’000

Uterus

38

51

89

160

360

Sonstige Gewebe

150

190

290

420

740

Effektive Dosis
(µSv/MBq)

29’000

47’000

71’000

150’000

250’000

Kontraindikationen

·Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der Hilfsstoffe.
·Schwangerschaft und Stillzeit (Das Abstillen muss mindestens 8 Wochen vor der 131I Therapie erfolgen)
·Patienten mit Dysphagie, Speiseröhrenstriktur, ösophagealer Stenose, Ösophagusdivertikel, aktiver Gastritis, gastrischen Erosionen und Ulcus pepticum.
·Patienten mit Verdacht auf gastrointestinale Motilitätseinschränkungen.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Jede Anwendung von Radiopharmazeutika an Patienten liegt ausschliesslich in der Kompetenz und Verantwortung eines für den Umgang mit solchen Produkten qualifizierten Arztes. Eine Anwendung ist nur dann angezeigt, wenn der Nutzen einer solchen das mit der Strahlenexposition verbundene Risiko übersteigt. In jedem Fall hat die Anwendung unter den Kautelen des Strahlenschutzes stattzufinden. Bei gebärfähigen Frauen ist eine mögliche Schwangerschaft mit Sicherheit auszuschliessen. Amiodaron: siehe "Interaktionen“.
Potential für Überempfindlichkeits- oder anaphylaktischen Reaktionen
Bei Auftreten von Überempfindlichkeits- oder anaphylaktischen Reaktionen darf keine weitere Zufuhr des Arzneimittels erfolgen und gegebenenfalls eine intravenöse Behandlung eingeleitet werden. Um im Notfall unverzüglich reagieren zu können, sollten entsprechende Instrumente (u. a. Trachealtubus und Beatmungsgerät) und Medikamente griffbereit sein.
Individuelle Einschätzung des Nutzen-Risikos-Verhältnisses
Die Exposition mit ionisierenden Strahlen ist mit der Auslösung von Krebs und möglichen angeborenen genetischen Defekten verbunden. Die aus der therapeutischen Exposition resultierende Strahlendosis kann zu einer höheren Inzidenz von Krebs und Mutationen führen. Für jeden Patienten muss die Strahlenbelastung in Bezug auf den zu erwartenden Nutzen als vertretbar angesehen werden können. Die anzuwendende Aktivitätsmenge sollte jedes Mal so gering wie möglich sein, um die erforderliche Therapiewirkung zu erreichen.
Trotz vielfacher Anwendung der Radioiod-Therapie von benignen Schilddrüsenerkrankungen liegen nur wenige Hinweise auf eine erhöhte Inzidenzrate von Karzinomen, Leukämien oder Mutationen bei Patienten vor. In einer Studie mit Patienten, die aufgrund maligner Schilddrüsenerkrankungen mit
Dosen von Natriumiodid (131I), die höher als 3700 MBq lagen, behandelt wurden, wurde über eine höhere Inzidenz von Blasenkrebs berichtet. In einer weiteren Studie wurde eine leichte Zunahme von Leukämie bei Patienten, die sehr hohe Dosen erhielten, berichtet. Aus diesem Grund werden kumulative Gesamtdosen von mehr als 26’000 MBq nicht empfohlen.
Die Zerstörung von Schilddrüsenfollikeln durch Strahlenexposition des Natriumiodid (131I) kann zu einer Verschlimmerung einer bereits bestehenden Hyperthyreose innerhalb von 2 - 10 Tage nach der Behandlung bzw. sogar zu einer thyreotoxischen Krise führen. Gelegentlich kann nach anfänglicher Normalisierung eine Immunhyperthyreose auftreten (Latenzzeit 2 - 10 Monate). 1 bis 3 Tage nach Gabe von hohen Dosen von Natriumiodid kann es zu einer vorübergehenden Entzündung der Schilddrüse und der Schleimhaut der Luftröhre mit der Gefahr einer schweren Konstriktion der Luftröhre kommen, besonders bei bestehender Trachealstenose.
In seltenen Fällen wurde sogar nach der Behandlung eines funktionellen Schilddrüsenkarzinoms eine vorübergehende Hyperthyreose festgestellt.
Erhöhtes Risiko einer Hyponatriämie
Es wurden schwere Manifestationen einer Hyponatriämie nach Natriumiodid (131I)-Therapie bei älteren Patienten, die sich einer totalen Thyreoidektomie unterzogen haben, berichtet. Risikofaktoren schliessen ein höheres Alter, weibliches Geschlecht, die Einnahme von Thiaziddiuretika und das Auftreten einer Hyponatriämie zu Beginn der Natriumiodid (131I)-Therapie ein. Regelmässige Messungen der Serumelektrolyte sollen für diese Patienten in Betracht gezogen werden.
Gonadenfunktion bei Männern
Bei Männern mit ausgedehnter Erkrankung ist die Benutzung einer Samenbank in Betracht zu ziehen, um einer möglichen reversiblen Schädigung der Gonadenfunktion aufgrund der hohen Dosis von Radioiod Rechnung zu tragen.
Patienten mit Einschränkung der Nierenfunktion
Bei diesen Patienten ist eine sorgfältige Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses vorzunehmen, da durch die verzögerte Ausscheidung von Radioiod eine erhöhte Strahlenexposition möglich ist. Eine Anpassung der Dosierung kann bei diesen Patienten erforderlich sein.
Kinder und Jugendliche
Die Indikation ist sorgfältig zu prüfen, da die wirksame Dosis pro MBq höher ist als bei Erwachsenen (siehe Abschnitt "Strahlenexposition“). Bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen müssen die höhere Strahlenempfindlichkeit des kindlichen Gewebes und die höhere Lebenserwartung dieser Patienten berücksichtigt werden. Die Risiken sollten mit denen anderer möglicher Behandlungen abgewogen werden (siehe Abschnitte "Dosierung/Anwendung“ und "Strahlenexposition“).
Bei Kindern und Jugendlichen sollte eine Radioiodtherapie einer benignen Schilddrüsenveränderung nur in begründeten Ausnahmefällen durchgeführt werden, insbesondere bei Rezidiv nach thyreostatischer Behandlung oder beim Auftreten schwerwiegender Nebenwirkungen von Thyreostatika. Trotz vielfacher Anwendung der Radioiodtherapie von benignen Schilddrüsenerkrankungen liegen keine Hinweise auf eine erhöhte Inzidenzrate von Karzinomen, Leukämien oder Mutationen vor.
Personen, deren Schilddrüse als Kind und Jugendlicher einer Strahlentherapie unterzogen wurde, sollten einmal jährlich nachkontrolliert werden.
Patientenvorbereitung
Um die Strahlenexposition der Blase und der Beckenorgane möglichst gering zu halten, muss der Patient nach Verabreichen des Arzneimittels häufig die Blase entleeren, insbesondere nach Gabe von hohen Aktivitäten z.B. zur Behandlung von Schilddrüsenkarzinomen. Dazu sollte er - unter Berücksichtigung eines allfälligen kardiovaskulären Risikos - vor und nach der Verabreichung des Präparates reichlich trinken, und er muss über die Vorsichtsmassnahmen unterrichtet sein, die bei der Entsorgung seiner Ausscheidungen zu beachten sind. Patienten mit Miktionsstörungen sollten nach Gabe hoher Radioiodaktivitäten katheterisiert werden.
Zur Verringerung der Strahlenexposition des Kolons können milde Laxativa (jedoch keine Stuhlweichmacher, die zu keiner Stimulation des Darms führen) bei Patienten, die weniger als einmal täglich Stuhlgang haben, erforderlich sein.
Bei Patienten, bei denen ein Verdacht auf eine Magen-Darm-Erkrankung vorliegt, sollten Natriumiodid (131I)-Kapseln nur unter grösster Sorgfalt angewendet werden. Die gleichzeitige Gabe von H2-Antagonisten oder Protonenpumpenhemmern wird empfohlen.
Sialadenitis
Zur Vermeidung einer Sialadenitis, wie sie nach Anwendung einer hohen Radioiod-Dosis auftreten kann, sollte der Patient angewiesen werden, vor der Therapie zitronensäurehaltige Süssigkeiten oder Getränke (Zitronensaft, Vitamin C) zu sich zu nehmen, um die Speichelproduktion anzuregen. Zusätzlich können andere pharmakologische Schutzmassnahmen verwendet werden.
Ein Iodidüberschuss infolge von Nahrungsmitteln oder medizinischen Behandlungen ist vor der Gabe von Iodid zu prüfen (siehe Abschnitt "Interaktionen“). Vor der Therapie wird eine iodarme Kost empfohlen, um die Aufnahme durch funktionsfähiges Schilddrüsengewebe zu verbessern.
Vor der Radioiodtherapie eines Schilddrüsenkarzinoms muss eine Schilddrüsenhormonsubstitution abgesetzt werden, um eine ausreichende Aufnahme des 131Iod zu gewährleisten.
Bei der ersten Behandlung nach einer ablativen Chirurgie wird empfohlen, die hormonale Therapie zu behalten, und das verbleibende Schilddrüsengewebe durch rhTSH (Thyrogen®) zu stimulieren. Entsprechend sollten Thyreostatika bei benignen Schilddrüsenerkrankungen frühzeitig vor 131I Therapie abgesetzt werden (Carbimazol, Methimazol mindestens 3 Tage vorher, Propylthiouracil wenn möglich 2 Wochen vorher). Die Therapie kann dann einige Tage später wieder aufgenommen werden.
Sollte die Stimulation des Schilddrüsengewebes nicht mit rhTSH erfolgen, sollte die Behandlung mit Thyroxin 4 Wochen vorher gestoppt werden. Gegebenenfalls ist überbrückend die Gabe von Trijodthyronin bis 14 Tage vor der 131I Therapie möglich.
Die Hormonsubstitution sollte zwei Tage nach der Behandlung wiederaufgenommen werden.
Die Radioiodtherapie des Morbus Basedow sollte unter begleitender Corticosteroid-Behandlung durchgeführt werden, insbesondere wenn eine endokrine Ophthalmopathie vorliegt.
Bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen Gelatine bzw. deren Abbauprodukte sollte für die Radioiodtherapie die Verwendung von Natriumiodid (131I) als Lösung vorgezogen werden.
Nach der Anwendung
Enger Kontakt mit Säuglingen und Schwangeren sollte für einen angemessenen Zeitraum vermieden werden.
Tritt Erbrechen auf, muss das Risiko einer Kontamination beachtet werden.
Patienten, die eine Schilddrüsentherapie erhalten, sollten in angemessenen Intervallen nachkontrolliert werden.
Besondere Warnhinweise
Dieses Arzneimittel enthält 63,5 mg Natrium pro Kapsel, entsprechend 3% der von der WHO für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung von 2 g. Dies sollte bei Patienten mit kontrollierter Natriumdiät berücksichtigt werden.
Dieses Arzneimittel enthält 23 mg Saccharose pro Kapsel. Patienten mit der seltenen hereditären Fructose/Galactose-Intoleranz, einer Glucose-Galactose-Malabsorption oder Sucrase-Isomaltase-Insuffizienz sollten dieses Arzneimittel nicht anwenden.

Interaktionen

Viele pharmakologisch wirksamen Substanzen treten mit Radioiod in Wechselwirkung. Verschiedene Interaktionsmechanismen existieren, die die Proteinbindung, die Pharmakokinetik oder die Pharmakodynamik des radioaktiv markierten Iodids beeinflussen können. Es sollte daher berücksichtigt werden, dass die Aufnahme in die Schilddrüse vermindert sein kann. Die vom Patienten eingenommenen Arzneimittel müssen daher vollständig erfasst werden, und es ist klinisch festzustellen, ob und wenn ja welche relevanten Arzneimittel vor der Gabe von Natriumiodid (131I) vorübergehend abgesetzt werden müssen, bzw. ab wann eine Radioiodtherapie möglich ist. Sollte eine lebenswichtige Therapie nicht abgesetzt werden können, sollen die Durchführbarkeit bzw. die Planung der Radioiodtherapie sowie Alternativbehandlungen überprüft werden.
In der nachfolgenden Tabelle werden Beispiele für Substanzen gegeben, bei denen die Behandlung vor der Radioiodtherapie wie angegeben zu unterbrechen ist:
Die erwähnten Interferenzfristen entsprechen Richtwerten bzw. Empfehlungen aus der Praxis und basieren nicht auf Studien.

Art der Medikation

Zeitraum der Unterbrechung vor Gabe von
Natriumiodid 131I (Interferenzfrist)

Thyreostatika:
Propylthiouracil

Carbimazol, Methimazol

2 Wochen vor Therapie

3 Tage vor Therapie bis einige Tage nach Therapie

Salicylate, Corticosteroide**, Natriumnitroprussid,
Natriumsulfobromophthalein, Antikoagulantien,
Antihistaminika, antiparasitäre Arzneimittel, Penicilline, Sulfonamide, Tolbutamid, Thiopental

1 Woche

Phenylbutazon

1 - 2 Wochen

Iodhaltige Expektorantien und Vitaminpräparate

ungefähr 2 Wochen

Schilddrüsenhormonpräparate

Triiodthyronin 2 Wochen
Thyroxin 4 Wochen

Amiodaron*

mindestens 3 - 6 Monate

Benzodiazepine, Lithium

ungefähr 4 Wochen

Iodhaltige Zubereitungen zur topischen Anwendung

1 - 9 Monate

Wasserlösliche iodhaltige Kontrastmittel

6 - 8 Wochen

Fettlösliche iodhaltige Kontrastmittel

bis zu 6 Monate

*Bei Patienten, die Amiodaron erhalten haben, kann aufgrund der langen Halbwertszeit von Amiodaron die Aufnahme von Iodid ins Schilddrüsengewebe über mehrere Monate vermindert sein. In diesem Fall soll der Nutzen einer Therapie mittels 131I und der Einsatz von Amiodaron sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Sollte eine Untersuchung mit 131I bei einem Patienten unter Amiodaron unabdingbar sein, muss diese in enger Zusammenarbeit mit einem Kardiologen geplant und durchgeführt werden.
**Nicht zutreffend im Falle von Morbus Basedow

Schwangerschaft, Stillzeit

Frauen im gebärfähigen Alter
Wenn die Verabreichung eines radioaktiven Arzneimittels an Frauen im gebärfähigen Alter notwendig ist, ist immer festzustellen, ob eine Schwangerschaft vorliegt. Grundsätzlich muss von einer Schwangerschaft ausgegangen werden, wenn die Menstruation ausgeblieben ist. Falls Ungewissheit besteht (ausgebliebene Periode, unregelmässige Periode etc.), sollten alternative Untersuchungsmethoden ohne Verwendung von ionisierender Strahlung in Betracht gezogen werden. Frauen, denen Natriumiodid (131I) verabreicht wird, sollte angeraten werden innerhalb von 6 bis 12 Monaten nach Verabreichung nicht schwanger zu werden.
Kontrazeption bei Männern und Frauen
Bei beiden Geschlechtern wird nach der Therapie mit Natriumiodid (131I) eine Kontrazeption für 6 Monate (bei Patienten mit benigner Schilddrüsenveränderung) oder 12 Monate (bei Patienten mit Schilddrüsenkarzinom) empfohlen. Männer sollten im Zeitraum von 6 Monaten nach der Radioiodtherapie keine Kinder zeugen, um die Neubildung von unbestrahlten Spermien zu gewährleisten. Die Nutzung einer Samenbank sollte für Männer mit schwerer Erkrankung, die deshalb hohe therapeutische Dosen von Natriumiodid (131I) benötigen könnten, in Betracht gezogen werden.
Schwangerschaft
Natriumiodid (131I) ist kontraindiziert bei einer bestehenden oder vermuteten Schwangerschaft oder wenn eine Schwangerschaft nicht ausgeschlossen wurde, da es durch die transplazentale Passage von Natriumiodid (131I) zu einer schweren und möglicherweise irreversiblen Hypothyreose bei Neugeborenen kommen kann (die Anwendung dieses Arzneimittels ergibt Uterusdosen von 11 bis 511 mGy, die fetale Schilddrüse reichert Iod im zweiten und dritten Trimenon der Schwangerschaft stark an) (siehe Abschnitt "Kontraindikationen“).
Wenn während der Schwangerschaft ein differenziertes Schilddrüsenkarzinom diagnostiziert wird, muss die Natriumiodid (131I)-Behandlung bis nach der Geburt des Kindes verschoben werden.
Stillzeit
Da Natriumiodid (131I) in die Muttermilch ausgeschieden wird, sollte vor Anwendung eines radioaktiven Arzneimittels bei einer stillenden Mutter geprüft werden, ob ein Aufschub der Untersuchung bis nach dem Abstillen zu verantworten ist und ob im Hinblick auf die Ausscheidung von Radioaktivität in die Muttermilch das am besten geeignete Radiopharmakon gewählt worden ist. Wenn die Anwendung als notwendig erachtet wird, muss das Stillen mindestens 8 Wochen vor der Verabreichung von Natriumiodid (131I) beendet und sollte nicht fortgesetzt werden (siehe Abschnitt "Kontraindikationen“).
Nach der Gabe von therapeutischen Dosen wird aus strahlenschutztechnischen Gründen empfohlen, engen Kontakt zwischen Mutter und Säugling mindestens eine Woche zu vermeiden.
Fertilität
Nach Radioiod-Therapie des Schilddrüsenkarzinoms kann es bei Männern und Frauen zu einer dosisabhängigen Beeinträchtigung der Fertilität kommen. Abhängig von der Aktivitätsdosis könnte eine reversible Beeinträchtigung der Spermatogenese ab 1850 MBq vorkommen. Klinisch bedeutsame Effekte einschliesslich Oligo- und Azoospermie und erhöhten Serum-FSH-Werten sind nach Verabreichung von mehr als 3700 MBq beschrieben worden.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Es wurden keine entsprechenden Studien durchgeführt. Natriumiodid (131I) hat keine oder einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.

Unerwünschte Wirkungen

Zusammenfassung des Sicherheitsprofils
Die Häufigkeiten der berichteten Nebenwirkungen stammen aus der medizinischen Literatur. Nur aus kontrollierten klinischen Studien können präzise Häufigkeitsangaben eruiert werden. Deshalb gelten die hier angegebenen Häufigkeiten als Hinweis. Das Sicherheitsprofil von Natriumiodid (131I) hängt weitgehend von der verabreichten Dosis ab, die wiederum von der Indikation abhängt (z. B. Behandlung einer benignen bzw. malignen Erkrankung). Darüber hinaus ist das Sicherheitsprofil auch von den Dosisintervallen sowie der verabreichten kumulativen Gesamtdosis abhängig. Daher wurden die berichteten Nebenwirkungen je nach Therapieart (benigne oder maligne) gruppiert.
Häufig auftretende Nebenwirkungen waren: Hypothyreose, vorübergehende Hyperthyreose, Erkrankungen der Speichel- und Tränendrüsen und lokale Strahlenreaktionen. Bei Behandlungen von Krebserkrankungen können zusätzliche gastrointestinale Nebenwirkungen und Knochenmarkdepressionen häufig vorkommen.
Tabellarische Auflistung der Nebenwirkungen
In den folgenden Tabellen werden die berichteten Nebenwirkungen nach Systemorganklassen aufgeführt. Symptome, die eher sekundär im Zusammenhang mit einem Syndrom auftreten (Beispiel: Sicca-Syndrom) werden in Klammern hinter dem jeweiligen Syndrom aufgeführt.
Die unerwünschten Wirkungen sind nach MedDRA-Systemorganklassen und Häufigkeit gemäss folgender Konvention geordnet:
Sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100, <1/10), gelegentlich (≥1/1.000, <1/100), selten (≥1/10.000, <1/1.000), sehr selten (<1/10.000) und nicht bekannt (Häufigkeit kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden).
Innerhalb jeder Häufigkeitsgruppe werden die Nebenwirkungen mit abnehmendem Schweregrad angegeben.
Nebenwirkungen nach Behandlung einer benignen Erkrankung:

Systemorganklasse

Nebenwirkungen

Häufigkeit

Erkrankungen des Immunsystems

anaphylaktoide Reaktionen

nicht bekannt

Endokrine Erkrankungen

anhaltende Hypothyreose, Hypothyreose

sehr häufig

vorübergehende Hyperthyreose

häufig

thyreotoxische Krise, Thyroiditis, Hypoparathyreoidismus
(Senkung des Blutkalziums, Tetanie)

nicht bekannt

Augenerkrankungen

endokrine Ophtalmopathie (bei Morbus Basedow)

sehr häufig

Sicca-Syndrom

nicht bekannt

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Stimmbandlähmung

sehr selten

Erkrankungen des
Gastrointestinaltrakts

Sialadenitis

häufig

Leber- und Gallenerkrankungen

Leberfunktion anomal

nicht bekannt

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Iodakne

nicht bekannt

Kongenitale, familiäre und genetische Erkrankungen

kongenitale Hypothyreose

nicht bekannt

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

lokale Schwellungen

nicht bekannt

Nebenwirkungen nach Behandlung einer malignen Erkrankung:

Systemorganklasse

Nebenwirkungen

Häufigkeit

Gutartige, bösartige und unspezifische Neubildungen
(einschliesslich Zysten und Polypen)

Leukämie

gelegentlich

Solide Karzinome, Blasenkarzinom, Dickdarmkarzinom, Magenkarzinom, Brustkrebs

nicht bekannt

Erkrankungen des Bluts und des Lymphsystems

Erythrozytopenie,
Knochenmarkdepression

sehr häufig

Leukozytopenie, Thrombozytopenie

häufig

Aplastische Anämie, permanente oder schwere Knochenmarksdepression

nicht bekannt

Erkrankungen des Immunsystems

anaphylaktoide Reaktionen

nicht bekannt

Endokrine Erkrankungen

thyreotoxische Krise, vorübergehende Hyperthyreose

selten

Thyroiditis (vorübergehende Leukozytose),
Hypoparathyreoidismus (Senkung des Blutkalziums, Tetanie), Hypothyreose, Hyperparathyreoidismus

nicht bekannt

Erkrankungen des
Nervensystems

Parosmie, Anosmie

sehr häufig

Hirnödem

nicht bekannt

Augenerkrankungen

Sicca-Syndrom (Konjunktivitis, Trockenheit der Augen und Nase)

sehr häufig

Verengung des Tränengangs (Tränensekretion erhöht)

häufig

Erkrankungen der Atemwege,
des Brustraums und Mediastinums

Dyspnoe

häufig

Engegefühl im Hals*, Lungenfibrose, Atemnot, obstruktive Lungenwegerkrankung, Pneumonie, Tracheitis, Funktionsstörung der Stimmbänder
(Stimmbandlähmung, Dysphonie, Heiserkeit), Mundrachenschmerzen, Stridor

nicht bekannt

Erkrankungen des
Gastrointestinaltrakts

Sialadenitis (Mundtrockenheit, Speicheldrüsenschmerzen,
Speicheldrüsenvergrösserung, Zahnkaries, Zahnverlust), Strahlenkrankheit, Übelkeit, Ageusie, Dysgeusie, Appetitlosigkeit

sehr häufig

Erbrechen

häufig

Gastritis, Dysphagie

nicht bekannt

Leber- und Gallenerkrankungen

Leberfunktion anomal

nicht bekannt

Erkrankungen der
Nieren und Harnwege

Strahlenzystitis

nicht bekannt

Erkrankungen der
Geschlechtsorgane
und der Brustdrüse

Ovarialinsuffizienz, Menstruationsstörungen

sehr häufig

Azoospermie, Oligospermie, Abnahme der männlichen Fertilität

nicht bekannt

Kongenitale, familiäre und genetische Erkrankungen

kongenitale Hypothyreose

nicht bekannt

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

grippeartige Erkrankung, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Halsschmerzen

sehr häufig

lokale Schwellungen

häufig

* insbesondere bei bestehender Luftröhrenverengung
Beschreibung ausgewählter Nebenwirkungen
Erkrankungen der Schilddrüse und Nebenschilddrüse
Als Spätfolge nach Radioiodtherapie einer Hyperthyreose kann es dosisabhängig zur Entwicklung einer Hypothyreose kommen.
Diese Hypothyreose kann sich innerhalb von Wochen oder Jahren nach der Behandlung manifestieren, weshalb regelmässige Kontrollen der Schilddrüsenfunktion und eine geeignete Hormon-Substitutionstherapie erforderlich sind. Die Hypothyreose tritt in der Regel erst 6 - 12 Wochen nach Gabe des Radioiods ein.
Nach der Radioiodtherapie von malignen Erkrankungen wird oft über eine Hypothyreose berichtet, die allerdings in der Regel durch die vorangehende Thyreoidektomie zu erklären ist.
Fälle eines vorübergehenden Hypoparathyreoidismus konnten beobachtet werden; die betroffenen Patienten müssen entsprechend überwacht und mit Hormonsubstitution behandelt werden.
Augenerkrankungen
Nach Behandlung von Morbus Basedow oder Hyperthyreose kann sich eine bestehende endokrine Ophthalmopathie verschlechtern. Die Erfordernis einer begleitenden Steroidbehandlung muss bei der Radioiod-Therapie des Morbus Basedow individuell geprüft werden.
Lokale Strahlenwirkungen
Nach Gaben von Natriumiodid (131I) sind Stimmbandstörungen und -lähmung berichtet worden; in einigen Fällen konnte nicht entschieden werden, ob die Stimmbandstörung auf die Strahlung oder die chirurgische Behandlung zurückzuführen war.
Bei hoher Aufnahme von 131Iod in das Gewebe kann es lokal zu Schmerzen, Unbehagen und Ödemen kommen. Zum Beispiel können bei Radioiodtherapie der Restschilddrüse diffuse und heftige Weichteilschmerzen in der Kopf- und Halsregion auftreten.
Das Auftreten einer strahlenbedingten Pneumonie sowie von Lungenfibrosen ist bei Patienten mit disseminierten Lungenmetastasen des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms beschrieben worden, insbesondere nach Hochdosistherapie, verursacht durch die Zerstörung von metastatischem Gewebe.
Bei der Behandlung metastasierender Schilddrüsenkarzinome mit Beteiligung des Zentralnervensystems (ZNS) ist die Möglichkeit eines Hirnödems und/oder die Verschlechterung eines bereits existierenden Hirnödems ebenfalls in Betracht zu ziehen.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Hohe Radioaktivitätsspiegel können zu Magen-Darm-Störungen führen, gewöhnlich innerhalb der ersten Stunden oder Tage nach der Anwendung. Hinweise zur Prophylaxe solcher Magen-Darm-Störungen siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“.
Erkrankungen der Speichel- und Tränendrüsen
Eine Entzündung der Speicheldrüsen (Sialadenitis) mit Schwellung und Schmerzen in den Speicheldrüsen kann auftreten, verbunden mit teilweisem Geschmacksverlust und Mundtrockenheit. Speicheldrüsenentzündungen klingen im Allgemeinen spontan bzw. unterstützt durch entzündungshemmende Therapie ab, aber vereinzelt sind dosisabhängige Fälle von bleibendem Geschmacksverlust und Mundtrockenheit beschrieben worden. Der Speichelmangel kann Infektionen zur Folge haben, z. B. Karies, und im weiteren Verlauf zu Zahnverlust führen. Hinweise zur Prophylaxe solcher speichelbedingten Erkrankungen siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“.
Eine Funktionsstörung der Speichel- und/oder Tränendrüsen mit der Folge eines Sicca-Syndroms kann mit einer Verzögerung von einigen Monaten bis zwei Jahren nach einer Radioiodtherapie auftreten. Obwohl das Sicca-Syndrom in den meisten Fällen reversibel ist, kann bei einigen Patienten eine Persistenz der Symptome über mehrere Jahre beobachtet werden.
Knochenmarkdepression
Als Spätfolge einer Radioiodtherapie kann sich eine reversible Knochenmarkdepression mit isolierter Thrombozytopenie und Erythrozytopenie einstellen, die tödlich verlaufen kann. Eine Knochenmarkdepression ist am ehesten dann zu erwarten, wenn die applizierte Einzeldosis über 5000 MBq beträgt oder bei wiederholter Gabe in Abständen kleiner als 6 Monate.
Sekundärkarzinome
Nach hohen Aktivitätsdosen, wie sie gewöhnlich beim Schilddrüsenkarzinom verabreicht werden, ist ein vermehrtes Auftreten von Leukämie beobachtet worden.
Ein vermehrtes Auftreten von soliden Tumoren, die durch die Behandlung mit hohen Aktivitäten (oberhalb 7400 MBq) induziert wurden, ist beschrieben worden.
Kinder und Jugendliche
Bei Kindern und Jugendlichen werden die gleichen Nebenwirkungen erwartet wie bei Erwachsenen. Wegen der höheren Strahlenempfindlichkeit von kindlichem Gewebe (siehe Abschnitt "Strahlenexposition“) und der höheren Lebenserwartung können jedoch Unterschiede bei der Frequenz und dem Schweregrad der Nebenwirkungen auftreten.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Dieses Produkt wird durch dazu berechtigtes Personal im klinischen Umfeld angewendet. Das Risiko einer Überdosierung wird daher als gering eingeschätzt.
Bei einer Überdosierung besteht das Risiko einer unerwünscht hohen Strahlenexposition. Da das Arzneimittel über die Nieren ausgeschieden wird, kann eine zu hohe Strahlenexposition durch forcierte Diurese und häufige Blasenentleerung reduziert werden. Darüber hinaus wird eine Blockade der Schilddrüse empfohlen (z.B. mit Kaliumperchlorat oder nicht radioaktivem Kaliumiodid), um die Strahlenexposition der Schilddrüse zu minimieren. Zur Reduktion der Natriumiodid (131I)-Aufnahme können Emetika gegeben werden. Die Kontaminationsrisiken sind zu berücksichtigen.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
V10XA01
Wirkungsmechanismus
Physikalische Eigenschaften
131Iod wird durch Kernspaltung von 235Uran und durch Neutronenbombardierung von stabilem Tellur in einem Kernreaktor erzeugt. Es zerfällt unter Aussendung von Gammastrahlen von 364 keV (81 %), 337 keV (7,3 %) und 284 keV (6,0 %) und Betastrahlung von 0,63 MeV zu stabilem 131Xenon.
Physikalische Halbwertszeit 131Iod: 8,05 Tage
Pharmakodynamik
Die pharmakologisch aktive Substanz ist Iod (131I) in Form von Natriumiodid, welches in der Schilddrüse angereichert wird. Der physikalische Zerfall findet in der Schilddrüse statt, wo Natriumiodid (131I) eine lange Verweilzeit besitzt, und führt so zu einer selektiven Bestrahlung des Organs. Die zu Therapiezwecken verabreichten geringen Mengen Natriumiodid (131I) lassen keine pharmakodynamischen Effekte erwarten.
Mehr als 90 % der Strahlenwirkung von Iod beruht auf der emittierten b-Strahlung, die eine mittlere Reichweite im Gewebe von 0,5 mm hat. Diese b-Strahlung vermindert dosisabhängig die Zellfunktion und die Zellteilung bis hin zum Zelltod. Die kurze Reichweite sowie die praktisch fehlende Aufnahme des Natriumiodids (131I) ausserhalb der Schilddrüse führen zu einer vernachlässigbaren Strahlenexposition ausserhalb der Schilddrüse.
Klinische Wirksamkeit
Die Ziele der Therapie bestehen in einer Verminderung der Strumagrösse, der Normalisierung eines hyperthyroiden Stoffwechselzustandes sowie der Entfernung autonomen Gewebes bzw. Resttumorgewebes.

Pharmakokinetik

Absorption
Nach oraler Einnahme wird Natriumiodid (131I) rasch im oberen Magen-Darm-Trakt resorbiert (90 % in 60 Minuten). Die Resorption wird durch die Magenleerung beeinflusst. Diese ist bei Hyperthyreose erhöht und bei Hypothyreose erniedrigt. Studien zur Serumaktivität zeigten nach einem schnellen Anstieg über 10 - 20 Minuten, dass nach etwa 40 Minuten ein Gleichgewicht erreicht wurde. Nach oraler Einnahme von Natriumiodid (131I)-Lösung wird ein Gleichgewicht etwa zur gleichen Zeit erreicht.
Distribution
Die Pharmakokinetik entspricht der des nicht radioaktiv markierten Iodids. Nach Eintritt in die Blutbahn, verteilt sich das Iod im extrathyreoidalen Kompartiment. Von hier aus wird es überwiegend in die Schilddrüse aufgenommen, die ca. 20 % des Iodids während eines Durchflusses extrahiert, oder renal ausgeschieden. Die Aufnahme des Iodids in die Schilddrüse erreicht den Maximalwert nach 24 - 48 Stunden, 50 % der maximalen Konzentration werden innerhalb von 5 Stunden erreicht. Die Iodidaufnahme der Schilddrüse wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst: Alter des Patienten, Volumen und Funktionszustand der Schilddrüse, Nieren-Clearance, Plasmakonzentration des zirkulierenden Iodids und gleichzeitige Verabreichung anderer Arzneimittel (siehe auch Abschnitt "Interaktionen“).
Die Iodid-Clearance der Schilddrüse beträgt normalerweise 5 - 50 ml/min. Bei Iodmangel steigt die Clearance auf bis zu 100 ml/min an und im Falle einer Hyperthyreose kann sie auf bis zu 1000 ml/min. ansteigen. Bei Iodüberschuss kann die Clearance auf 2 - 5 ml/min zurückgehen. Iodid sammelt sich ebenso in den Nieren an.
Kleinere Mengen von Natriumiodid (131I) werden von den Speicheldrüsen und der Magenschleimhaut aufgenommen und sind ebenfalls in der Plazenta, dem Plexus chorioideus und in signifikanter Menge in der Muttermilch nachweisbar.
Metabolismus
Das durch die Schilddrüse aufgenommene Iodid folgt dem bekannten Metabolismus der Schilddrüsenhormone, wo es in organische Verbindungen eingeschlossen wird, aus denen die Schilddrüsenhormone synthetisiert werden.
Elimination
37 - 75 % des Iods werden über den Urin ausgeschieden, 10 % mit den Faeces; die Ausscheidung über den Schweiss ist fast vernachlässigbar.
Die Ausscheidung über den Urin ist durch die renale Clearance bestimmt, die einen Anteil von bis zu annähernd 3 % der Nierenpassage ausmacht und von Mensch zu Mensch relativ konstant ist. Die Clearance ist bei Hypothyreose und bei einer Nierenfunktionsstörung erniedrigt und bei einer Hyperthyreose erhöht. Bei euthyreoten Patienten mit normaler Nierenfunktion werden 50 – 75 % der verabreichten Aktivität innerhalb von 48 Stunden mit dem Urin ausgeschieden.
Halbwertszeit
Die effektive Halbwertszeit von Radioiod liegt bei etwa 12 Stunden im Blutplasma und etwa 6 Tagen in der Schilddrüse. Daher haben nach Verabreichung von Natriumiodid (131I) etwa 40 % der Aktivität eine tatsächliche Halbwertszeit von 6 Stunden, während die übrigen 60 % eine effektive Halbwertszeit von 8 Tagen haben.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Nierenfunktionsstörungen
Bei Patienten mit einer Nierenfunktionsstörung kann die Clearance von Radioiodid verringert sein, was zu einer erhöhten Strahlenexposition durch das verabreichte Natriumiodid (131I) führt. So zeigte etwa eine Studie, dass bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, die eine kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse (CAPD) benötigen, die Clearance von Radioiodid 5 mal niedriger ist als bei Patienten mit normaler Nierenfunktion.

Präklinische Daten

Aufgrund der geringen angewandten Iodmenge im Vergleich zur normalen Iodaufnahme mit der Nahrung (40 – 500 Mikrogramm täglich) ist keine substanzbedingte akute Toxizität zu erwarten oder zu beobachten. Zur Toxizität bei wiederholter Gabe von Natriumiodid oder entsprechende Effekte auf die Reproduktionsfähigkeit von Tieren bzw. mutagene und karzinogene Potenziale sind keine Daten verfügbar.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
Da keine Kompatibilitätsstudien durchgeführt wurden, darf das Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Etikette mit "EXP“ bezeichneten Datum verwendet werden. Das Kalibrationsdatum ist ebenfalls auf der Etikette angegeben.
Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 25 °C lagern.
In der Originalabschirmung aufbewahren, um eine äussere Strahlenexposition zu vermeiden.
Hinweise für die Handhabung
Allgemeine Hinweise
Radiopharmaka dürfen nur von dazu berechtigten Personen in speziell dafür bestimmten klinischen Bereichen in Empfang genommen, gehandhabt und verabreicht werden. Die Entgegennahme, Lagerung, Anwendung sowie der Transport und die Entsorgung unterliegen den gesetzlichen Bestimmungen und/oder den entsprechenden Bewilligung der zuständigen Aufsichtsbehörde. Radiopharmaka müssen vom Anwender unter Beachtung der Anforderungen des Strahlenschutzes und der pharmazeutischen Qualitätsanforderungen angewendet werden.
Vorsichtsmassnahmen, die vor Handhabung oder Verabreichung des Arzneimittels vorzunehmen sind
Die Verabreichung von Natriumiodid (131I) zu therapeutischen Zwecken führt bei den meisten Patienten möglicherweise zu einer relativ hohen Strahlendosis und kann aufgrund der äusseren Strahlenexposition oder Kontamination durch Verschütten von Urin, Erbrechen usw. ein signifikantes Risiko für die Umwelt und andere Personen darstellen. Dies kann von Bedeutung für nahe Familienangehörige der behandelten Patienten oder der Öffentlichkeit in Abhängigkeit von der verabreichten Aktivität sein. Daher sind die den nationalen Strahlenschutzverordnungen entsprechenden Vorsichtsmassnahmen zu beachten, um Kontaminationen durch die von den Patienten ausgeschiedene Aktivität zu vermeiden.
Vor der Verabreichung von Natriumiodid (131I) ist der Patient über die hier genannten Vorsichtsmassnahmen verpflichtend zu unterrichten.
Die Anwendungsverfahren müssen auf eine Art und Weise durchgeführt werden, die das Risiko einer Kontamination des Arzneimittels und einer Strahlenexposition der verabreichenden Personen minimiert. Die Verwendung eines angemessenen Strahlenschutzes ist obligatorisch.
Bei der Öffnung der Behältnisse kann freie Radioaktivität gemessen werden. Diese Aktivität ist auf 1,17 % Xenon (131mXe) zurückzuführen, das beim Zerfall von Iod (131I) entsteht.
Obwohl sie messbar ist, stellt diese Aktivität für Mitarbeiter keine relevante Gefahr dar.
Die effektive Dosis bei Inhalation des Xenons (131mXe) beträgt 0,1% der Dosisleistung in einem Abstand von 1 m von der mit Blei abgeschirmten Kapsel.
Vorsichtsmassnahmen und Daten zur Aktivität
1,3 % des Iodids (131I) zerfallen zu Xenon (131mXe) (Halbwertszeit: 12 Tage), weshalb eine geringe Menge an Xenon (131mXe)-Aktivität infolge von Diffusion in der Verpackung vorhanden sein kann. Daher wird empfohlen, den Transportbehälter in einem belüfteten Raum zu öffnen und nach Entnahme der Kapsel das Verpackungsmaterial, bevor es entsorgt wird, dort über Nacht stehen zu lassen, um die Freisetzung von absorbiertem Xenon (131mXe) zu ermöglichen.
Ausserdem können geringe Aktivitätsmengen aufgrund von flüchtigem Iodid (131I) aus der Kapsel austreten.
Die Aktivität einer Kapsel um 12:00 GMT ab dem Kalibrierungsdatum kann aus Tabelle 1 berechnet werden.
Tabelle 1

Tag

Koeffizient

Tag

Koeffizient

-6

1,677

5

0,650

-5

1,539

6

0,596

-4

1,412

7

0,547

-3

1,295

8

0,502

-2

1,188

9

0,460

-1

1,090

10

0,422

0

1,000

11

0,387

1

0,917

12

0,355

2

0,842

13

0,326

3

0,772

14

0,299

4

0,708

Abfallbeseitigung
Die von den Patienten ausgeschiedene Radioaktivität erfordert geeignete Vorsichtsmassnahmen, um jegliche Kontaminierung zu vermeiden.
Die Kennzeichnungsetiketten sind vor der Entsorgung zu entfernen.
Radioaktive nicht verwendete Produkte oder Abfallmaterialien dürfen nur in Übereinstimmung mit geltenden Schweizer Strahlenschutz Regelungen entsorgt werden.
Gesetzliche Bestimmungen
Die Anwendung radioaktiver Stoffe am Menschen ist in der Schweiz durch die Strahlenschutzverordnung gesetzlich geregelt. Die letztgültige publizierte Version dieser Verordnung ist zu beachten. Entsprechend ist für die Anwendung von Radiopharmaka nur autorisiert, wer über die erforderliche Bewilligung des Bundesamtes für Gesundheit verfügt.
Beim Umgang mit radioaktiven Stoffen sowie bei der Beseitigung radioaktiven Abfalls sind die Schutzvorkehrungen der obenerwähnten Verordnung zu beachten, um jede unnötige Bestrahlung von Patienten und Personal zu vermeiden.
Im Speziellen wird auf die "Verordnung über den Umgang mit offenen radioaktiven Strahlenquellen“ hingewiesen.

Zulassungsnummer

52728 (Swissmedic)

Packungen

Packung mit 1 Kapsel 37 MBq - 7400 MBq (A)
Sodium iodide (I-131) capsule T Curium wird in einem Plastikfläschchen geliefert, das von einem Bleibehälter geeigneter Dicke geschützt wird.

Zulassungsinhaberin

b.e.imaging AG, Schwyz

Stand der Information

Juli 2022

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