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Fachinformation zu Phenobarbital «Bichsel» Injektionslösung:Laboratorium Dr. G. Bichsel AG
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Zusammensetzung

Wirkstoff
Injektionslösung 2 %: Phenobarbital.
Injektionslösung 10 %: Phenobarbital als Phenobarbital natricum.
Hilfsstoffe
Injektionslösung 2 %: Ethanol 96 % 61 mg/ml, Propylenglykol, Wasser für Injektionszwecke.
Injektionslösung 10 %: Ethanol 96 % 94 mg/ml, Propylenglykol, Wasser für Injektionszwecke.

Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit

Injektionslösung. Einmaldosis zur einmaligen Anwendung.
1 Ampulle Phenobarbital 2 % (1 ml = 20 mg) enthält: Phenobarbital 20 mg.
1 Ampulle Phenobarbital 10 % (2 ml = 200 mg) enthält: Phenobarbital-Natrium 219 mg (entspricht 200 mg Phenobarbital).

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Behandlung des Status epilepticus bei Erwachsenen und Kindern, wenn Benzodiazepine und/oder Phenytoin nicht zum Ziel führen.
Vorübergehende Behandlung von Epilepsien bei Erwachsenen und Kindern anstelle der oralen Behandlung, wenn eine orale Verabreichung nicht möglich ist.

Dosierung/Anwendung

Zur intramuskulären oder in Ausnahmefällen langsam i.v. Verabreichung.
Die Dosierung soll für jeden Patienten individuell angepasst werden. Dabei gelten folgende Richtlinien:
Status epilepticus: Erwachsene 200 – 600 mg; Kinder 100 – 400 mg. Der maximale Effekt kann erst 30 min. nach Applikation erwartet werden.
Ersatzbehandlung, wenn orale Gabe nicht möglich:
Erwachsene: 1 – 3 mg/kg KG;
Kinder: 3 – 4 mg/kg KG.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Bei der i.v. Applikation von Phenobarbital kann Atemdepression auftreten, vor allem wenn das Präparat zu schnell infundiert wird. Phenobarbital soll nicht schneller als 60 mg/min infundiert werden und die Reanimationsmassnahmen müssen jederzeit verfügbar sein.
Barbiturate sollen Kindern und geriatrischen Patienten vorsichtig gegeben werden; es können Hyperaktivität und Reizbarkeit bei Kindern und paradoxe Erregungszustände und Verwirrtheit bei alten Menschen auftreten.
Phenobarbital-Lösungen haben einen hohen pH-Wert von 8.5 – 10.5. Die i.v. Applikation kann Hypotonie, Schock und Apnoe auslösen. Die subcutane Applikation kann lokale Nekrosen verursachen.
Phenobarbital besitzt ein primäres Abhängigkeitspotential. Bereits bei täglicher Anwendung über wenige Wochen ist die Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung gegeben. Dies gilt nicht nur für den missbräuchlichen Gebrauch besonders hoher Dosen, sondern auch für den therapeutischen Dosisbereich.
Bei längerer Anwendungsdauer (länger als eine Woche) sollte beim Absetzen von Phenobarbital «Bichsel» Injektionslösung die Dosis schrittweise reduziert werden. Hierbei ist das vorübergehende Auftreten möglicher Absetzphänomene zu berücksichtigen.
Während der Behandlung sollte grundsätzlich Alkoholenthaltsamkeit geübt werden.
Phenobarbital kann bei Anwendung in der Schwangerschaft den Fötus schädigen. Eine pränatale Exposition gegenüber Phenobarbital kann das Risiko für angeborene Missbildungen ca. um das 2- bis 3-fache erhöhen (siehe «Schwangerschaft, Stillzeit»). Phenobarbital darf bei Frauen im gebärfähigen Alter nicht angewendet werden, es sei denn, der Nutzen überwiegt nach sorgfältiger Abwägung alternativer geeigneter Behandlungsmöglichkeiten die Risiken. Frauen im gebärfähigen Alter sollten umfassend über das mögliche Risiko für den Fötus bei einer Behandlung mit Phenobarbital während der Schwangerschaft aufgeklärt werden.
Bei Frauen im gebärfähigen Alter sollte vor Beginn einer Behandlung mit Phenobarbital ein Schwangerschaftstest zum Ausschluss einer Schwangerschaft in Betracht gezogen werden. Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung und bis zu 2 Monate nach der letzten Dosis eine hoch wirksame Methode zur Empfängnisverhütung anwenden. Aufgrund der Enzyminduktion kann Phenobarbital zu einem Versagen der therapeutischen Wirkung von oralen Kontrazeptiva führen, die Östrogen und/oder Progesteron enthalten. Frauen im gebärfähigen Alter sollten angewiesen werden, andere Verhütungsmethoden anzuwenden (siehe «Interaktionen» und «Schwangerschaft, Stillzeit»).
Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollte geraten werden, im Vorfeld ihren Arzt zu konsultieren, damit eine angemessene Beratung erfolgen kann und geeignete andere Behandlungsmöglichkeiten vor der Empfängnis und vor dem Absetzen der Empfängnisverhütung besprochen werden können. Frauen im gebärfähigen Alter sollten angewiesen werden, umgehend den Arzt zu kontaktieren, wenn sie schwanger werden, oder glauben schwanger zu sein, während sie mit Phenobarbital behandelt werden.
Phenobarbital «Bichsel» enthält Alkohol. Wegen des als Lösungsmittel verwendeten Alkohols in der Injektionslösung sind Interaktionen mit alkoholunverträglichen Arzneimitteln zu beachten. Aufgrund der Möglichkeit einer Photosensibilisierung (erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut) ist während der Anwendung starke Sonnenbestrahlung zu vermeiden.
Fälle von lebensbedrohlichen Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom (SJS), toxisch epidermaler Nekrolyse (TEN)) und Arzneimittelwirkung mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS-Syndrom) wurden in Zusammenhang mit der Anwendung von Phenobarbital berichtet. Die Patienten sollten über die Anzeichen und Symptome dieser schweren Nebenwirkungen informiert werden, damit sie ihre Haut engmaschig überwachen können.
Das Risiko für das Auftreten von SJS, TEN oder eines DRESS-Syndroms ist in den ersten Behandlungswochen am höchsten. Wenn Anzeichen oder Symptome für ein SJS, eine TEN oder ein DRESS-Syndrom auftreten (z.B. ein progredienter Hautausschlag, oft mit Blasenbildung oder begleitenden Schleimhautläsionen), muss die Therapie mit Phenobarbital beendet werden. Der Verlauf von SJS, TEN und des DRESS-Syndroms wird massgeblich von der frühzeitigen Diagnosestellung und dem sofortigen Absetzen aller verdächtigen Arzneimittel bestimmt, d.h. frühzeitiges Absetzen verbessert die Prognose.
Wenn ein Patient SJS, TEN oder ein DRESS-Syndrom unter der Einnahme von Phenobarbital entwickelt hat, darf der Patient nie wieder mit Phenobarbital behandelt werden (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
Bei Absenzen und Myoklonien ist Phenobarbital nicht wirksam.

Interaktionen

Bei gleichzeitiger Gabe anderer zentral wirksamer Arzneimittel (bestimmte Psychopharmaka, Narkotika, Schmerz- und Schlafmittel, Antihistaminika) sowie Alkohol kann Phenobarbital deren Wirkung und deren Nebenwirkungen verstärken.
Phenobarbital ist ein starker Enzymstimulator der Leberenzyme und kann eine Wirkabnahme vieler Wirkstoffe infolge schnelleren Abbaus bewirken (z.B. orale Antikoagulantien, Corticoide, Lamotrigin, Schilddrüsenhormone, Doxycyclin, Chloramphenicol, Antimycotika vom Azol-Typ, Griseofulvin, orale Kontrazeptiva). Bei gleichzeitiger Behandlung mit Felbamat und Phenobarbital kann die Plasmakonzentration von Phenobarbital erhöht und die von Felbamat erniedrigt werden. Valproinsäure verstärkt die Wirkung und teilweise die Nebenwirkungen von Phenobarbital (durch Erhöhung der Serumkonzentration von Phenobarbital), was sich insbesondere bei Kindern in verstärkter Müdigkeit äussern kann. Phenobarbital hingegen führt durch beschleunigte Valproinsäure-Ausscheidung zu einer Wirkungsabschwächung von Valproinsäure.
Patienten, die gleichzeitig mit Valproat und Phenobarbital behandelt werden, sollten auf Anzeichen einer Hyperammonämie überwacht werden. Bei der Hälfte der berichteten Fälle verlief die Hyperammonämie asymptomatisch und resultiert nicht zwingend in einer klinischen Enzephalopathie.
Von Barbituraten ist bekannt, dass sie die Methotrexat-Toxizität verstärken, die Corticoid-Wirkung (Glucocorticoide) vermindern. Phenytoin kann die Plasmakonzentration von Phenobarbital erhöhen. Andererseits kann Phenobarbital die Phenytoin-Konzentration sowohl erhöhen als auch erniedrigen.
Wegen des als Lösungsmittel verwendeten Alkohols in der Injektionslösung sind Interaktionen mit alkoholunverträglichen Arzneimitteln zu beachten.

Schwangerschaft, Stillzeit

Frauen im gebärfähigen Alter / Kontrazeption
Phenobarbital sollte bei Frauen im gebärfähigen Alter oder während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, der potenzielle Nutzen überwiegt die Risiken nach sorgfältiger Abwägung alternativ geeigneter Behandlungsmethoden.
Bei Frauen im gebärfähigen Alter sollte vor Beginn der Behandlung mit Phenobarbital ein Schwangerschaftstest zum Ausschluss einer Schwangerschaft in Betracht gezogen werden.
Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung und bis zu 2 Monate nach Beendigung der Behandlung eine wirksame Kontrazeption verwenden. Aufgrund der enzyminduzierenden Eigenschaften kann die Behandlung mit Phenobarbital zu einem Versagen der therapeutischen Wirkung von oralen Kontrazeptiva führen, die Östrogen und/oder Progesteron enthalten. Frauen im gebärfähigen Alter sollten darauf hingewiesen werden, während der Behandlung mit Phenobarbital andere Verhütungsmethoden anzuwenden, z.B. zwei sich ergänzende Formen der Empfängnisverhütung, einschliesslich einer Barrieremethode, eines oralen Kontrazeptivums, das höhere Dosen von Östrogen enthält, oder eines nicht-hormonellen Intrauterinpressars (siehe «Interaktionen»).
Frauen im gebärfähigen Alter sollten umfassend über das mögliche Risiko einer Schädigung des Fötus bei der Behandlung mit Phenobarbital während der Schwangerschaft, sowie über die Notwendigkeit einer entsprechenden Planung einer Schwangerschaft aufgeklärt werden.
Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollte geraten werden, im Vorfeld ihren Arzt zu konsultieren, damit eine fachärztliche Beratung erfolgen kann und geeignete andere Behandlungsmöglichkeiten vor der Empfängnis und vor dem Absetzen der Empfängnisverhütung besprochen werden können.
Die Behandlung mit Antiepileptika sollte regelmässig überprüft werden, insbesondere wenn eine Frau eine Schwangerschaft plant.
Frauen im gebärfähigen Alter sollten darauf hingewiesen werden, umgehend den Arzt zu kontaktieren, wenn sie schwanger werden oder glauben schwanger zu sein, während sie mit Phenobarbital behandelt werden.
Schwangerschaft
Risiko in Bezug auf Epilepsie und antiepileptische Arzneimittel
Frauen im gebärfähigen Alter, die eine antiepileptische Behandlung erhalten, und insbesondere Frauen, die eine Schwangerschaft planen, und Schwangere sollten fachärztlichen Rat erhalten bezüglich der möglichen Risiken für den Fötus, die sowohl durch Krampfanfälle als auch durch die Behandlung mit Antiepileptika verursacht werden.
Ein plötzliches Absetzen der Behandlung mit Antiepileptika sollte vermieden werden, da dies zu Krampfanfällen führen kann, die schwerwiegende Folgen für die Frau und das ungeborene Kind haben können.
Bei der Behandlung von Epilepsie in der Schwangerschaft wird, wann immer möglich, eine Monotherapie bevorzugt, da sich das Risiko für kongenitale Fehlbildungen bei einer Kombinationstherapie erhöht.
Risiko in Bezug auf Phenobarbital
Phenobarbital passiert die Plazentaschranke. Tierexperimentelle Studien (Literaturdaten) haben Reproduktionstoxizität bei Nagetieren gezeigt (siehe «Präklinische Daten»). Daten aus Metaanalysen und Beobachtungsstudien zeigten ein etwa 2- bis 3-mal höheres Risiko für schwere Fehlbildungen als das Grundrisiko für schwere Fehlbildungen in der Allgemeinbevölkerung (2-3 %). Das Risiko ist dosisabhängig; es wurde jedoch keine Dosis gefunden, bei der kein Risiko besteht. Die Monotherapie mit Phenobarbital ist mit einem erhöhten Risiko für schwere kongenitale Fehlbildungen, einschliesslich Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und kardiovaskulären Fehlbildungen, verbunden. Es wurden auch andere Fehlbildungen berichtet, die verschiedene Körpersysteme betreffen, einschliesslich Fälle von Hypospadie, dysmorphe Gesichtsmerkmale, Neuralrohrdeffekten, kraniofazialer Dysmorphie (Mikrozephalie) und digitalen Anomalien.
Daten aus einer Registerstudie deuten auf ein erhöhtes Risiko für Säuglinge hin, die im Vergleich zur Lamotrigin-Monotherapie zu klein für das Gestationsalter oder mit reduzierter Körperlänge geboren werden.
Bei Kindern mit Exposition gegenüber Phenobarbital in der Schwangerschaft wurde über neurologische Entwicklungsstörungen berichtet. Studien zum Risiko neurologischer Entwicklungsstörungen bei Kindern mit Exposition gegenüber Phenobarbital während der Schwangerschaft erbrachten widersprüchliche Ergebnisse. Ein entsprechendes Risiko kann nicht ausgeschlossen werden. In präklinischen Studien wurden auch unerwünschte Wirkungen in der neurologischen Entwicklung berichtet (siehe «Präklinische Daten»).
Phenobarbital sollte während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, der potenzielle Nutzen überwiegt die Risiken nach sorgfältiger Abwägung alternativer geeigneter Behandlungsmethoden.
Wenn nach sorgfältiger Abwägung der Risiken und des Nutzens keine alternative Behandlungsmöglichkeit in Frage kommt, ist die niedrigste wirksame Dosis Phenobarbital anzuwenden.
Die Frau ist umfassend über die Risiken in Zusammenhang mit der Anwendung von Phenobarbital in der Schwangerschaft aufzuklären und sie muss die Risiken verstehen.
Patientinnen, die mit Phenobarbital behandelt werden, sollten vor der Empfängnis und während der Schwangerschaft ergänzend und ausreichend Folsäurepräparate einnehmen.
Vitamin-D-Gaben zur Vermeidung von Osteomalazie können erforderlich sein.
Im Verlauf der gesamten Schwangerschaft, aber auch postpartal, muss die Therapie sorgfältig überwacht werden (Kontrollen von Serumspiegel und EEG).
Neugeborene
Insbesondere nach Einnahme von Phenobarbital in der zweiten Schwangerschaftshälfte wurden Gerinnungsstörungen sowie hämorrhagische Komplikationen beim Neugeborenen in den ersten 24 Lebensstunden beschrieben. Zur Vermeidung von Blutungskomplikationen ist die prophylaktische Gabe von Vitamin K (10-20 mg/24 Std. während 1 Monat vor der Geburt) an die Mutter bzw. post partum an das Neugeborene (1-10 mg in einer i.v. Injektion) nötig.
Die Verabreichung von Barbituraten kurz vor oder während der Geburt kann zu Atemdepression, Sedierung, Hypotonie und Saugstörung beim Neugeborenen führen.
Da Phenobarbital die Plazenta passiert, muss bei einer regelmässigen Phenobarbital-Medikation der Mutter mit Entzugserscheinungen (abnormale Bewegungen, ungenügendes Saugen) beim Neugeborenen gerechnet werden.
Stillzeit
Phenobarbital geht in die Muttermilch über und erreicht dort etwa 40 % der Konzentration im mütterlichen Plasma. Bei der höheren Sensibilität des kindlichen Organismus können die mit der Muttermilch aufgenommenen Mengen zu Somnolenz beim Säugling führen und deshalb kann es zu einer unzureichenden Gewichtszunahme in der neonatalen Zeit kommen. Deshalb wird das Stillen nicht empfohlen. Chronische Medikation der Mutter mit Phenobarbital kann zu Abhängigkeit des Neugeborenen führen. Im Fall eines raschen Abstillens bedarf der Säugling einer besonderen Überwachung. Es können Entzugserscheinungen auftreten.
Fertilität
Es liegen keine Daten über die Auswirkungen von Phenobarbital auf die Fertilität beim Menschen vor. Bei Tieren wurden Auswirkungen auf die Fertilität beobachtet (siehe «Präklinische Daten»).

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Phenobarbital verursacht eine starke Sedierung. Auf das Bedienen von Fahrzeugen und Maschinen muss unter Phenobarbitaltherapie verzichtet werden.

Unerwünschte Wirkungen

sehr häufig: > 10 %
häufig: > 1 - < 10 %
gelegentlich: > 0.1 - < 1 %
selten: > 0.01 - < 0.1 %
sehr selten: < 0.01 % und Einzelfälle
Mit folgenden Nebenwirkungen ist sehr häufig zu rechnen: Unerwünscht starke Beruhigung sowie Müdigkeit (Schläfrigkeit, Mattigkeit, Benommenheit, verlängerte Reaktionszeit), Schwindelgefühl, Kopfschmerz, Störung der Koordination von Bewegungsabläufen (Ataxie), kognitive Störungen, Verwirrtheit, Störung der Sexualfunktion (verminderte Libido, Impotenz). Am Morgen nach der abendlichen Verabreichung können Überhangeffekte (Konzentrationsstörung, Restmüdigkeit) die Reaktionszeit beeinträchtigen. Bei Kindern und älteren Patienten können häufig paradoxe Erregungszustände auftreten.
Gelegentlich kommt es zu Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Oberbauchbeschwerden oder zu Unverträglichkeitsreaktionen [Fieber, Leberfunktionsstörungen, Hepatits, Lymphknotenschwellung, Leukozytose (Vermehrung der weissen Blutkörperchen), Lymphozytose, erhöhte Lichtempfindlichkeit (Phototsensibilisierung)] sowie zu Leber-, Nieren- oder Knochenmarkschäden. Ferner können gelegentlich depressive Verstimmungszustände, Kreislaufstörungen, einhergehend mit erniedrigtem Blutdruck, bis hin zum Schock und nach Langzeitanwendung eine Störung der Blutbildung (Megaloblastenanämie) auftreten.
Wegen möglicher Beeinflussung des Knochenstoffwechsels sind regelmässige Kontrollen angezeigt. Ein Zusammenhang zwischen der Behandlung mit Barbituraten und dem gelegentlichen Auftreten von Polyfibromatose (Bindegewebsvermehrung) wird diskutiert.
In sehr seltenen Fällen kommt es zu einer Dupuytrenschen Kontraktur, die üblicherweise beidseitig auftritt, häufig mit einer Verdickung der Fingergelenke und Bindegewebsvermehrung an den Fusssohlen vergesellschaftet ist sowie zu einer Periarthritis humeroscapularis («frozen shoulder»).
In Einzelfällen ist eine Minderung der Serumkonzentration der Schilddrüsenhormone beobachtet worden, dies gilt insbesondere bei einer kombinierten Therapie mit anderen Antiepileptika.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
Gelegentlich: Allergische Reaktionen, die insbesondere die Haut betreffen, auch schwere Hautreaktionen, z.B. exfoliative Dermatits, Erythema multiforme, Lupus erythematodes, Lyell-Syndrom.
Sehr selten: Schwere Reaktionen: Steven-Johnson Syndrom (SJS), toxische epidermale Nekrolyse (TEN).
Nicht bekannt: Arzneimittelwirkung mit Eosinophilie und systematischen Symptomen (DRESS-Syndrom) (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Es wurde in einzelnen Fällen über einen Pemphigus vulgaris (schwere blasenbildende Hauterkrankung) berichtet.
Phenobarbital kann zu einer Atemdepression führen. Darüber hinaus wurde ein Absinken des Folsäurespiegels beobachtet.
Unter der Behandlung mit Phenobarbital kann es bei Kindern zu Verhaltensstörungen, insbesondere zu Hyperaktivität, kommen.
In der Literatur finden sich Hinweise darauf, dass unter der Therapie mit Phenobarbital Blutbildveränderungen wie Leukozytose, Lymphozytose, Leukopenie, Agranulozytose oder Thrombozytopenie (Vermehrung oder Verminderung weisser Blutkörperchen, Verminderung von Blutplättchen) auftreten können.
Ein abruptes Absetzen nach Langzeitbehandlung kann zum Entzugssyndrom führen.

Überdosierung

Symptome der Intoxikation
Leitsymptome der Phenobarbitalintoxikation sind eine ZNS-Depression, die von Somnolenz bis Koma gehen kann, eine Atemdepression und ein Kreislaufversagen (Vasodilatation und verminderte myokardiale Kontraktilität). Im Weiteren treten häufig Ataxie, Dysarthrie, abgeschwächte Sehnenreflexe, Nystagmus, Hypothermie und Bullae (Hautblasen) auf. Als Komplikationen sind eine Aspirationspneumonie und eine Rhabdomyolyse möglich.
Therapie von Intoxikationen
Bei Barbituratvergiftungen sollte folgendermassen verfahren werden: Überwachung von Atmung, Kreislauf, Bewusstsein und Temperatur; Bei Bedarf supportive Therapie.
Als primäre Dekontaminationsmassnahme nach peroraler Überdosierung kommt die Magenspülung oder die Verabreichung von Kohle (1 g/kg) in der ersten Stunde nach Überdosierung in Frage (cave Aspirationsgefahr bei schon eingetrübtem Patienten)
Als sekundäre Dekontaminationsmassnahme kann zur Erhöhung der Elimination repetitiv Kohle verabreicht werden (0.5 g/kg Körpergewicht pro Stunde alle 2-4 h verabreicht, unter regelmässiger Kontrolle der Darmtätigkeit). Alternativ oder kombiniert mit der wiederholten Kohlegabe erhöht eine Alkalinisierung des Urins mit Ziel-pH 8 die Elimination von Phenobarbital.
Zusätzliche Möglichkeiten: Hämodialyse, Hämoperfusion.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
N03AA02
Phenobarbital wirkt krampflösend und je nach Dosis sedierend bis hypnotisch. Die ausgedehnte hemmende Wirkung auf die zerebralen Funktionen wird durch die verlängerte Öffnungszeit der Cl-Ionen-Kanäle an postsynaptischen neuronalen Membranen ausgelöst. Die dadurch verursachte Hyperpolarisation der Membran verhindert die Weiterleitung von Nervenimpulsen. Die Substanz stimuliert die mikrosomalen Leberenzyme und beschleunigt so den Abbau vieler Arzneistoffe aber auch körpereigener Stoffe wie Bilirubin.

Pharmakokinetik

Absorption
Nach i.m. Gabe ist die Absorption nahezu 100 % und die Wirkdauer ca. 4 – 6 Stunden.
Bei i.v. Applikation beginnt die Wirkung innerhalb von 5 Minuten und erreicht ihr Maximum innerhalb von 30 Minuten.
Distribution
Die Plasma-Protein Bindung beträgt 20 – 45 %. Phenobarbital hat eine lange Plasma-Halbwertszeit von 2 – 6 Tagen. Das Verteilungsvolumen beträgt beim Erwachsenen 0.66 – 0.88 l/kg und bei Kindern 0.56 – 0.97 l/kg.
Metabolismus
Phenobarbital wird in der Leber durch oxydative Hydroxylierung in inaktive Metaboliten transformiert.
Elimination
25 % einer Dosis erscheinen unverändert im Urin, 75 % werden als glucuronidierte und sulfatierte Konjugate über die Niere ausgeschieden.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Niereninsuffizienz
Bei eingeschränkter Nierenfunktion verzögert sich die Ausscheidung erheblich, weshalb die zu verabreichende Dosis zu reduzieren ist.
Leberzirrhose
Bei Leberzirrhose steigt die Plasmahalbwertszeit auf 4-8 Tage an. Alkalische Reaktion des Harns führt zu verminderter tubulärer Resorption, wodurch die renale Elimination beschleunigt wird (Hilfsmassnahme bei Phenobarbital-Intoxikation).

Präklinische Daten

Es sind keine für die Anwendung relevanten präklinischen Daten vorhanden.
Reproduktionstoxizität
In veröffentlichten Studien wurde über teratogene Wirkungen (morphologische Defekte) bei mit Phenobarbital exponierten Nagern berichtet. In allen präklinischen Studien wird durchgehend über Lippen-Kiefer-Gaumenspalten berichtet, aber auch andere Fehlbildungen (z.B. Nabelbruch, Spina bifida, Exenzephalie, Omphalozele und Rippenfusion) wurden in einzelnen Studien oder Spezies berichtet.
Obwohl die Daten aus den veröffentlichten Studien widersprüchlich sind, war die Verabreichung von Phenobarbital an Ratten/Mäuse während der Trächtigkeit oder in der frühen postnatalen Phase mit negativen Auswirkungen auf die neurologische Entwicklung verbunden, einschliesslich Veränderungen der Bewegungsaktivität, der Kognition und des Lernverhaltens. Studien zur Reproduktionstoxikologie an Mäusen zeigten bis zu 1500 ppm nur minimale Effekte, wie eine signifikante Verlängerung des Zyklus und ein vermindertes Gewicht der Bläschendrüsen.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
Phenobarbital «Bichsel» Injektionslösungen dürfen wegen Ausfällungsgefahr nicht mit Infusionslösungen gemischt werden.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besonderer Lagerungshinweis
Die Ampullen bei Raumtemperatur (15 – 25 °C) und vor Licht geschützt in der Originalverpackung aufbewahren.
Für Kinder unzugänglich aufbewahren.
Hinweise für die Handhabung
Die Lösung ist zur einmaligen Anwendung bestimmt und unmittelbar nach Anbruch zu verwenden. Allfällige Reste der Lösung sind zu verwerfen. Nur klare Lösungen verwenden.

Zulassungsnummer

56469, 60489 (Swissmedic)

Packungen

Phenobarbital 2 % Ampullen: 10 x 1 ml, 100 x 1 ml (B)
Phenobarbital 10 % Ampullen: 10 x 2 ml, 100 x 2 ml (B).

Zulassungsinhaberin

Laboratorium Dr. G. Bichsel AG
3800 Interlaken

Stand der Information

September 2022

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