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Fachinformation zu Postinor®:Gedeon Richter (Schweiz) AG
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Zusammensetzung

Wirkstoffe
Levonorgestrel
Hilfsstoffe
Lactose-Monohydrat (143 mg), Maisstärke, Talk, Magnesiumstearat, Kartoffelstärke, wasserfreies Siliciumdioxid

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Notfallkontrazeption innerhalb von 72 Stunden nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder einem erkennbaren Versagen mechanischer Methoden oder bei anderen Umständen wie z.B. Vergewaltigung.

Dosierung/Anwendung

Die Abgabe erfolgt ausschliesslich durch die Ärztin bzw. den Arzt oder die Apothekerin bzw. den Apotheker. Vor der Abgabe muss in einem Beratungsgespräch abgeklärt werden, ob das Präparat für die Patientin geeignet ist. Bei Ausbleiben der Monatsblutung ist eine ärztliche Nachkontrolle erforderlich.
Die Wirksamkeit der Methode ist umso höher, je frühzeitiger die Behandlung nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingeleitet wird.
Vor Abgabe sollte die Patientin über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden der Notfallkontrazeption aufgeklärt werden. Im Zweifelsfall sollte auf jeden Fall eine Notfallkontrazeption durchgeführt werden.
Übliche Dosierung
Die Behandlung erfordert die Einnahme von 1 Tablette als Einmaldosis.
Therapiedauer
Die Tablette muss so bald wie möglich – vorzugsweise innerhalb von 12 Stunden – nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr und darf nicht später als 72 Stunden (3 Tage) danach eingenommen werden. Tritt innerhalb von drei Stunden nach Einnahme der Tablette Erbrechen auf, wird empfohlen unverzüglich eine weitere Tablette einzunehmen. Dies gilt jedoch nicht, falls bereits initial – aufgrund einer Komedikation mit Enzyminduktoren (siehe «spezielle Dosierungsempfehlungen») – die doppelte Dosis von 3 mg Levonorgestrel eingenommen wurde. In diesem Fall sollte die Patientin im Falle von Erbrechen einen Gynäkologen / eine Gynäkologin aufsuchen, welche(r) dann über das weitere Vorgehen entscheidet.
Es wird empfohlen, nach einer Notfallkontrazeption ein lokales Verhütungsmittel anzuwenden (Kondom, Membran, Spermizid, Portiokappe), bis die nächste Menstruation einsetzt.
Die Anwendung von Postinor stellt keine Kontraindikation für die Fortsetzung einer regelmässigen hormonalen Kontrazeption dar.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Daten zur Anwendung von Postinor bei Patientinnen mit eingeschränkter Leberfunktion liegen nicht vor. Es können daher keine Dosierungsempfehlungen gemacht werden. Bei schwerer Leberinsuffizienz ist Postinor kontraindiziert.
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Daten zur Anwendung von Postinor bei Patientinnen mit eingeschränkter Nierenfunktion liegen nicht vor. Es können daher keine Dosierungsempfehlungen gemacht werden.
Ältere Patienten
Nach der Menopause besteht keine Indikation für Postinor.
Kinder und Jugendliche
Bei Kindern vor der Menarche besteht keine Indikation.
Adipositas
Es gibt Hinweise, dass die Wirksamkeit Levonorgestrel-haltiger Notfallkontrazeptiva mit zunehmendem Körpergewicht bzw. BMI abnehmen könnte. Dies gilt insbesondere ab einem BMI von ca. 30 kg/m2 (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Gleichzeitige Behandlung mit Enzyminduktoren
Bei Frauen, die innerhalb der letzten 4 Wochen mit starken oder moderaten Enzyminduktoren (z.B. Carbamazepin, Efavirenz, Rifampicin) behandelt wurden, wird empfohlen, eine nicht-hormonale Methode der Notfallkontrazeption (d.h. eine Kupferspirale) anzuwenden oder (bei Frauen, welche keine Kupferspirale einlegen lassen können oder wollen) die Levonorgestrel-Dosis zu verdoppeln (d.h. es sollen 2 Tabletten gleichzeitig eingenommen werden) (siehe «Warnhinweise / Vorsichtsmassnahmen» und «Interaktionen»).

Kontraindikationen

schwere Leberfunktionsstörungen
Überempfindlichkeit gegen Levonorgestrel oder einen der Hilfsstoffe.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Wenn die Frau vor mehr als 72 Stunden im selben Menstruationszyklus bereits ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte, kann bereits eine Empfängnis stattgefunden haben. Es ist daher möglich, dass die Anwendung von Postinor nach dem zweiten Geschlechtsverkehr eine Schwangerschaft nicht verhindert.
Einige Studien deuten darauf hin, dass bei höherem Körpergewicht bzw. Body-Mass-Index (BMI) die Wirksamkeit einer medikamentösen Notfallkontrazeption verringert sein kann (siehe «Eigenschaften/Wirkungen»).
Bei Frauen, die innerhalb der letzten 4 Wochen mit Arzneimitteln behandelt wurden, welche die hepatischen Enzyme induzieren, kann die Wirksamkeit einer medikamentösen Notfallkontrazeption reduziert und damit das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft erhöht sein (siehe «Interaktionen»). Die Patientin muss über das erhöhte Schwangerschaftsrisiko aufgeklärt werden, und es ist eine besonders sorgfältige und individuelle Beratung unter Berücksichtigung der alternativen Möglichkeiten einer Notfallkontrazeption erforderlich.
Bei Anwendung starker oder moderater Enzyminduktoren wird empfohlen, eine nicht-hormonale Methode der Notfallkontrazeption (d.h. eine Kupferspirale) anzuwenden. Wo dies nicht möglich ist bzw. von der Patientin abgelehnt wird, sollte die Levonorgestrel-Dosis verdoppelt (d.h. 2 Tabletten gleichzeitig eingenommen) werden. Im Zweifelsfall sollte ein Gynäkologe / eine Gynäkologin konsultiert werden. Patientinnen, welche längerfristig mit Enzyminduktoren behandelt werden, sollte geraten werden, sich durch einen Arzt / eine Ärztin mit entsprechender Erfahrung über die für sie geeigneten langfristigen Kontrazeptionsmethoden beraten zu lassen.
Eine wiederholte Anwendung von Postinor innerhalb eines Menstruationszyklus sollte insbesondere wegen möglicher Zyklusstörungen unterbleiben. Frauen, die wiederholt um eine Notfallkontrazeption ersuchen, sollte geraten werden, die Anwendung von Langzeit-Kontrazeptionsmethoden zu erwägen.
Durch Notfallkontrazeption mit Postinor wird der Eintritt einer Schwangerschaft nicht in jedem Fall verhindert, insbesondere dann nicht, wenn der Geschlechtsverkehr schon länger als 72 Stunden zurückliegt. Deshalb sollte nach Anwendung von Postinor möglichst auf die Einnahme von Arzneimitteln (sowie von Alkohol, Nikotin und anderen Drogen) verzichtet werden, bis eine Schwangerschaft definitiv ausgeschlossen werden kann.
Postinor darf nicht angewendet werden, falls bereits eine Schwangerschaft vorliegt. Die Patientin muss daher bezüglich ihrer letzten Menstruation befragt werden. Im Zweifelsfall (Menstruation bereits seit mehr als 5 Tagen ausgeblieben, abnorme Blutung zum erwarteten Zeitpunkt der Menstruation, Symptome einer Schwangerschaft) muss vor der Einnahme von Postinor eine Schwangerschaft mittels Schwangerschaftstest ausgeschlossen werden.
Nach der Einnahme von Postinor tritt die Menstruation im Allgemeinen zum erwarteten Zeitpunkt und in normaler Stärke ein. Zuweilen kann sie einige wenige Tage früher oder später einsetzen. In einzelnen Studien trat die Menstruation allerdings bei 5-18% der Anwenderinnen erst mit einer Verzögerung von ≥7 Tagen ein.
Falls nach Anwendung von Postinor im nächsten anwendungsfreien Intervall eines hormonalen Kontrazeptivums keine Menstruation eintritt, sollte eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden.
Falls eine Schwangerschaft nach Behandlung mit Postinor eintritt, sollte die Möglichkeit einer ektopen Schwangerschaft in Betracht gezogen werden. Das absolute Risiko einer ektopen Schwangerschaft ist wahrscheinlich niedrig, da Postinor die Ovulation verhindert. Das Auftreten einer uterinen Blutung schliesst eine ektope Schwangerschaft nicht aus, die in Fällen von akuten Bauchschmerzen oder starken Blutungen immer in Betracht gezogen werden sollte. Aus diesem Grund wird Postinor für Frauen mit erhöhtem Risiko für ektope Schwangerschaften (z.B. Extrauteringravidität in der Anamnese oder vorausgehende Salpingitis) nicht empfohlen.
Nach Einnahme von Levonorgestrel wurde über thromboembolische Ereignisse berichtet. Die Möglichkeit des Auftretens eines solchen Ereignisses sollte bei Frauen mit vorbestehenden Risikofaktoren, insbesondere Hinweisen auf eine Thrombophilie in der Eigen- oder Familienanamnese, bedacht werden.
Bei schweren Malabsorptionssyndromen, wie sie z.B. im Rahmen eines Morbus Crohn vorliegen können, kann die Wirksamkeit von Postinor eingeschränkt sein.
Die Notfallkontrazeption mit Postinor stellt eine nur in Ausnahmefällen (Notfällen), d. h. sporadisch, anzuwendende Methode dar. Sie darf unter keinen Umständen eine regelmässige Kontrazeptionsmethode ersetzen. In jedem Fall, insbesondere aber bei Frauen, welche bereits in der Vergangenheit eine Notfallkontrazeption verwendet haben, sollte die Patientin über die Durchführung einer regelmässigen Kontrazeption beraten werden.
Die Notfallkontrazeption ersetzt nicht die notwendigen Vorsichtsmassnahmen zum Schutz vor sexuell übertragbaren Erkrankungen.
Die gleichzeitige Anwendung von Postinor mit Arzneimitteln, die Ulipristalacetat enthalten, wird nicht empfohlen (siehe «Interaktionen»).
Präklinische Studien zeigten keine negativen Auswirkungen auf die Fertilität bei Tieren. Nach der Einnahme von Postinor als Notfallkontrazeption ist eine rasche Rückkehr der Fertilität wahrscheinlich. Deshalb sollte so bald wie möglich nach der Einnahme von Postinor eine regelmässige hormonelle Kontrazeption fortgesetzt oder initiiert werden.
Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht anwenden.

Interaktionen

Pharmakodynamische Interaktionen
Der Progesteronrezeptor-Modulator Ulipristalacetat bindet mit hoher Affinität an den Progesteronrezeptor und kann dadurch die Wirkung gestagenhaltiger Arzneimittel (wie Postinor) beeinträchtigen. Die gleichzeitige Anwendung von Postinor mit Arzneimitteln, die Ulipristalacetat enthalten, wird daher nicht empfohlen.
Enzyminduktoren
Der Metabolismus von Levonorgestrel erfolgt unter wesentlicher Beteiligung von CYP3A4. Bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, welche die hepatischen Enzyme (insbesondere CYP3A4) induzieren, kann daher der Metabolismus von Levonorgestrel beschleunigt und die kontrazeptive Wirkung beeinträchtigt sein. Zu diesen Wirkstoffen gehören neben den bereits in der Rubrik «Dosierung/Anwendung» genannten (d.h. Carbamazepin, Efavirenz und Rifampicin) und Proteaseinhibitoren wie Ritonavir z.B. Barbiturate, Bosentan, Felbamat, Modafinil, Nevirapin, Oxcarbazepin, Phenytoin, Primidon, Rifabutin und Topiramat sowie Johanniskraut-Präparate (Hypericum perforatum).
In einer publizierten Studie führte die gleichzeitige Anwendung von Efavirenz (600 mg/Tag) zu einer Reduktion der Cmax und AUC von Levonorgestrel um 41% bzw. 56%. Für andere moderate und starke Enzyminduktoren liegen keine entsprechenden Studien vor, es muss jedoch mit vergleichbaren Veränderungen gerechnet werden.
Eine Enzyminduktion kann während vier oder mehr Wochen nach Absetzen dieser Arzneimittel andauern. Bei Frauen, die innerhalb der letzten 4 Wochen mit einem starken oder moderaten Enzyminduktor behandelt wurden, sollte daher eine nicht-hormonale Methode der Notfallkontrazeption in Erwägung gezogen werden (siehe «Dosierung/Anwendung», Abschnitt «spezielle Dosierungsempfehlungen»). Bei Komedikation mit schwachen Enzyminduktoren wird eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung empfohlen.
Darüber hinaus ist bekannt, dass verschiedene Inhibitoren der HIV/HCV-Protease und der nichtnukleosidischen Reverse-Transkriptase zu einer Erniedrigung oder Erhöhung der Plasmakonzentrationen von Gestagenen führen können. Diese Veränderungen können in manchen Fällen klinisch relevant sein. Insbesondere sind Proteaseinhibitoren wie Ritonavir oder Nelfinavir (einschliesslich deren Kombinationen) zwar als starke Inhibitoren von CYP3A4 bekannt, können jedoch bei gleichzeitiger Anwendung mit Steroidhormonen enzyminduzierende Eigenschaften aufweisen und dadurch die Plasmaspiegel von Gestagenen (wie Levonorgestrel) reduzieren.
Enzyminhibitoren
Umgekehrt können starke CYP3A4-Inhibitoren (z.B. Itraconazol, Voriconazol, Clarithromycin) die Plasmakonzentration von Levonorgestrel erhöhen. Die klinische Relevanz dieser Interaktion bei Gabe einer Einzeldosis ist nicht bekannt.
Wirkung von Levonorgestrel auf andere Arzneimittel
Sexualsteroide können auch – durch verschiedene Interaktionsmechanismen – den Metabolismus anderer Arzneimittel beeinflussen. So kann Levonorgestrel möglicherweise den Metabolismus von Ciclosporin hemmen und dadurch das Risiko einer Ciclosporintoxizität erhöhen.

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft
Dieses Arzneimittel darf bei bekannter Schwangerschaft nicht angewendet werden. Es führt nicht zu einem Abbruch der Schwangerschaft.
Daten aus epidemiologischen Studien und von versehentlich exponierten Schwangeren deuten nicht auf unerwünschte Wirkungen auf den Schwangerschaftsverlauf oder die Gesundheit des Föten bzw. Neugeborenen hin. Bei Einnahme von Dosen über 1,5 mg Levonorgestrel liegen keine Erkenntnisse über die Folgen für das Kind vor.
Stillzeit
Levonorgestrel tritt in die Muttermilch über.
Eine mögliche Levonorgestrel-Exposition für den Säugling kann reduziert werden, indem die Tablette unmittelbar nach dem Stillen eingenommen und nach der Einnahme von Levonorgestrel für mindestens 8 Stunden nicht gestillt wird.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Es wurden keine Studien zur Verkehrstauglichkeit durchgeführt. Aufgrund der Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Schwindelgefühl (siehe «Unerwünschte Wirkungen») ist bei der Teilnahme am Strassenverkehr und beim Bedienen von Maschinen jedoch Vorsicht geboten.

Unerwünschte Wirkungen

Nachfolgend sind die unerwünschten Wirkungen nach Organsystem und Häufigkeit angegeben, welche in klinischen Studien sowie während der Marktüberwachung unter der Anwendung Levonorgestrel-haltiger Notfallkontrazeptiva beobachtet wurden. Die Häufigkeiten sind dabei wie folgt definiert:
„sehr häufig“ (≥1/10), „häufig“ (≥1/100, <1/10), „gelegentlich“ (≥1/1000, <1/100), „selten“ (≥1/10‘000, <1/1000), „sehr selten“ (<1/10‘000), Einzelfälle: basierend überwiegend auf Spontanmeldungen aus der Marktüberwachung, genaue Häufigkeit kann nicht abgeschätzt werden.
Erkrankungen des Immunsystems
Einzelfälle: Überempfindlichkeitsreaktionen an der Haut, Angioödem (z. B. Gesichtsödem).
Erkrankungen des Nervensystems
Sehr häufig: Kopfschmerzen (10-22%).
Häufig: Schwindelgefühl.
Gefässerkrankungen
Einzelfälle: venöse und arterielle thromboembolische Ereignisse (siehe auch «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Sehr häufig: Übelkeit (14–24%).
Häufig: Erbrechen, Diarrhoe.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
Sehr selten: Hautausschlag, Pruritus, Urtikaria.
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
Sehr häufig: Blutungsanomalien (d.h. verstärkte Blutungen, unabhängig von der Menstruation auftretende Blutungen einschliesslich Schmierblutungen; insgesamt bis zu 16%), Unterbauchschmerzen (14-16%), Spannungsgefühl in der Brust (je nach Studie 8-13%).
Häufig: Um mehr als 7 Tage verspätete Menstruation, unregelmässige Blutungen.
Sehr selten: Dysmenorrhoe.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Sehr häufig: Müdigkeit (14-24%).
Mit Ausnahme der möglichen Menstruationsstörungen verschwinden diese unerwünschten Wirkungen im Allgemeinen innerhalb von 48 Stunden nach Einnahme von Postinor.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Nach Einnahme hoher Dosen oraler Kontrazeptiva wurden über keine schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen berichtet.
Anzeichen und Symptome
Eine Überdosierung kann Übelkeit verursachen, und es kann eine Entzugsblutung auftreten.
Behandlung
Es gibt keine spezifischen Gegenmittel; eine Behandlung sollte ggf. symptomatisch erfolgen.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
G03AD01 (Notfall-Kontrazeptiva)
Wirkungsmechanismus
Postinor ist ein orales Notfall-Kontrazeptivum zur Anwendung innerhalb von 72 Stunden nach erfolgtem ungeschützten Geschlechtsverkehr oder bei Versagen einer mechanischen Verhütungsmethode.
Primärer Wirkungsmechanismus ist eine Blockierung und/oder Verzögerung der Ovulation durch Suppression des Peaks des luteinisierenden Hormons (LH). Levonorgestrel beeinflusst den Ovulationsprozess nur dann, wenn es vor dem Einsetzen des LH-Anstiegs verabreicht wird. Hingegen hat Levonorgestrel keine kontrazeptive Wirksamkeit mehr, wenn es zu einem späteren Zeitpunkt im Zyklus verabreicht wird.
Pharmakodynamik
Keine Angaben.
Klinische Wirksamkeit
In publizierten klinischen Studien lag die Schwangerschaftsrate nach Anwendung von 1,5 mg Levonorgestrel zwischen 1.3% (von Hertzen 2002) und 2.2% (Glasier 2010) (gegenüber einer ohne Notfallkontrazeption erwarteten Schwangerschaftsrate von rund 8% [von Hertzen] bzw. 5.4% [Glasier]). Die Wirksamkeit verringert sich mit zunehmendem Zeitabstand zum Geschlechtsverkehr. Beispielsweise wurde in einer Studie die Schwangerschaftsrate bei Einnahme innerhalb der ersten 24 Stunden mit 0.4%, innerhalb von 24-48 Stunden mit 1.2% und innerhalb von 48-72 Stunden mit 2.7% angegeben.
Zur Wirksamkeit bei einer Anwendung nach mehr als 72 Stunden liegen nur limitierte Daten vor. Diese Daten zeigen eine Abnahme der Wirksamkeit; die Schwangerschaftsrate lag bei den betroffenen Anwenderinnen bei bis zu 2.8%.
Es gibt Daten, welche darauf hindeuten, dass die Wirksamkeit hormonaler Notfallkontrazeptiva mit steigendem Körpergewicht bzw. BMI abnimmt. Insbesondere wurde unter Levonorgestrel für Frauen mit einem BMI ≥30 kg/m2 eine gegenüber normalgewichtigen Frauen erhöhte Schwangerschaftsrate gefunden (ca. 5% gegenüber ca. 1%). Andere Studien konnten dies jedoch nicht bestätigen.
Bei der empfohlenen Einmalgabe von 1,5 mg Levonorgestrel sind keine klinisch relevanten Modifikationen des Lipid- und Kohlenhydratstoffwechsels zu erwarten.

Pharmakokinetik

Absorption
Levonorgestrel wird aus der Postinor-Tablette schnell resorbiert. Die Bioverfügbarkeit von oral verabreichtem Levonorgestrel beträgt annähernd 100%. Nach oraler Verabreichung von 1,5 mg Levonorgestrel wurde die maximale Konzentration im Serum von 18,5 ng/ml innerhalb von 2-3 Stunden erreicht.
Distribution
Etwa 65% des Levonorgestrels sind spezifisch an SHBG, ca. 35% an Serumalbumin gebunden. Nur knapp 1,5% der Gesamtkonzentration im Serum liegen als freies Steroid vor. Das Verteilungsvolumen beträgt 115 Liter.
Circa 0,1% der mütterlichen Dosis können über die Milch auf den gestillten Säugling übertragen werden.
Metabolismus
Die Biotransformation erfolgt über die für den Stoffwechsel von Steroiden bekannten Wege.
Levonorgestrel wird in der Leber hydroxyliert und reduziert und anschliessend mit Glucuronsäure und Sulfat konjugiert. An der Metabolisierung von Levonorgestrel ist CYP 3A4 beteiligt. Die Metaboliten haben nur schwache oder gar keine pharmakologische Aktivität.
Elimination
Levonorgestrel wird nicht unverändert, sondern in Form von Metaboliten eliminiert. Die Metaboliten werden über den Urin (50 bis 60%) und die Faeces (40 bis 50%) ausgeschieden. Nach oraler Verabreichung von 1,5 mg Levonorgestrel nehmen die Serumkonzentrationen biphasisch mit einer durchschnittlichen Eliminationshalbwertszeit von ungefähr 26 Stunden ab.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Leberfunktionsstörungen
Daten zur Pharmakokinetik von Levonorgestrel bei Patientinnen mit Leberinsuffizienz liegen nicht vor.
Nierenfunktionsstörungen
Daten zur Pharmakokinetik von Levonorgestrel bei Patientinnen mit Niereninsuffizienz liegen nicht vor.
Kinder und Jugendliche
Die Pharmakokinetik von Levonorgestrel wurde ausschliesslich bei erwachsenen Frauen untersucht.
BMI
Einzelne publizierte pharmakokinetische Studien fanden bei adipösen Anwenderinnen (BMI ≥30kg/m2) eine um ca. 50% verringerte Levonorgestrel-Gesamtkonzentration. Das freie Levonorgestrel war hingegen im Vergleich zu normalgewichtigen Probandinnen weniger stark reduziert. Die klinische Bedeutung dieser Befunde ist bisher nicht bekannt.

Präklinische Daten

Die präklinischen Daten zur Sicherheit lassen über die in den Abschnitten enthaltenen Informationen hinaus keine spezielle Gefährdung für den Menschen erkennen.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit „EXP“ bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Bei Raumtemperatur (15-25°C) lagern.
In der Originalverpackung aufbewahren.
Den Behälter im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Zulassungsnummer

65082 (Swissmedic).

Packungen

Postinor 1 Tablette (B)

Zulassungsinhaberin

Gedeon Richter (Schweiz) AG, 1207 Genf

Stand der Information

August 2020

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